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Neustart mit bewährtem Team

02.02.2015 | PDF
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Interview Am Freitag war der Notar-Termin, seit Samstag firmiert der Michelauer Kunststoffspezialist offiziell unter dem Namen SIAM als Teil der indischen Samvardhana Motherson Group. Wir sprachen mit deren Europa-Chef Andreas Heuser.

Michelau – Im Dezember wurde die Nachricht über den Kauf des insolventen Michelauer Kunststoffspezialisten Scherer & Trier durch die Samvardhana Motherson Group bei den Mitarbeitern und allgemein in der Region mit großer Erleichterung aufgenommen. Vollzogen wurde die Geschäftsübernahme mit dem sogenannten Closing erst Ende Januar. Ein neuer Name, SMIA (für Samvardhana Motherson Innovative Autosystems) läutete den Neustart ein. Andreas Heuser, verantwortlich für das Europa-Geschäft des Konzerns, kündigte im Gespräch mit unserer Zeitung an, einen engen Kontakt nach Michelau pflegen zu wollen.

Herr Heuser, wie ist die Samvardhana Motherson Group eigentlich auf Scherer & Trier aufmerksam geworden und was hat letztlich den Ausschlag zum Kauf gegeben?
Andreas Heuser: Wir erhalten regelmäßig Informationen zu potenziellen Kooperationen oder Übernahmeoptionen von unseren Kunden, also den Automobilherstellern, Banken, Beratern oder andren Industrieexperten. Im Fall Scherer & Trier kommt hinzu, dass wir als einer der führenden Experten für Fahrzeugkomponenten und – baugruppen aus Kunststoff ein optimaler Mutterkonzern für das Unternehmen beziehungsweise für die neue Gesellschaft SMIA sind. Auch bei den Kundenbeziehungen gibt es eine gute Überdeckung. Mit anderen Worten: Alles passte.

Wie darf man sich die Absichtserklärung der Samvardhana Motherson Group, den Standort Michelau stärken zu wollen, konkret vorstellen – welche Erwartungen haben Sie da?
Scherer & Trier bringt jede Menge Erfahrung in Kunststofftechnologien mit. Insbesondere der Bereich der Entwicklung neuer Materialien und effizienten Produktionsmethoden, bei denen mehrere Kunststoffe gleichzeitig verarbeitet werden, gibt es einiges, von dem die Samvardhana Motherson Group profitieren kann. Wir wollen diese Kompetenzen am Standort Michelau erhalten und ausbauen. Daneben wird es sicherlich unser Interesse sein, das Unternehmen internationaler auszurichten, um unsere Kunden weltweit zu bedienen.

Auf welche Veränderungen müssen sich die rund 2100 Mitarbeiter in Michelau einstellen?
In einem ersten Schritt müssen wir zunächst die Integration in unsere Unternehmensgruppe durchführen und dann gemeinsam mit den Mitarbeitern das Unternehmen so aufstellen, dass wir die kommenden Aufgaben erfolgreich bewältigen. Wir sehen derzeit keine wesentlichen Veränderungen – außer, dass wir erreichen müssen, dass wir nie mehr in eine Situation geraten, wie sie das Unternehmen gerade hinter sich hat.

Können Sie bereits Aussagen zu Personalien in der neuen Geschäftsführung machen, wer wir vor Ort in der Verantwortung stehen?
Wir werden in den nächsten Tagen unsere Kollegen hierzu im Detail informieren, aber bitte gehen Sie davon aus, dass wir weitestgehend mit dem vorhandenen, bewährten Team die Aufgaben bewältigen wollen.

Wird von der Familie des Gründers Lothar Trier noch jemand im Unternehmen tätig sein?
Aus heutiger Sicht wird niemand aus der Familie Trier in der Firmenleitung tätig sein, jedoch sehen wir keine Veranlassung, an bestehenden Arbeitsverhältnissen mit Familienmitgliedern was zu verändern, wenn diese Mitarbeiter wie alle anderen Kollegen mit uns gemeinsam für den Erfolg des Unternehmens eintreten.

Sie selbst sind als Leiter des Europa- und Nordamerika-Geschäfts der Samvardhana Motherson Group sicherlich sehr viel unterwegs. Wie oft werden Sie in Michelau sein?
Uns ist der enge Kontakt mit allen Unternehmen in unserem Zuständigkeitsbereich sehr wichtig. Kommunikation und Präsenz ist dabei von zentraler Bedeutung. Daher werden wir in den nächsten Wochen und Monaten regelmäßig vor Ort sein.

Den Betriebsratsvorsitzenden Peter Leipold haben Sie ja schon kennen gelernt. Wie sehen Sie die künftige Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmervertretung?
Eine gute Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat ist wichtig und von großer Bedeutung. Wir haben die Vertreter der Belegschaft hier bei SMIA als sehr ergebnisorientiert erlebt und haben erfahren, dass sie genau wie wir das Interesse haben, das Unternehmen erfolgreich für die Zukunft aufzustellen. Insofern sehen wir der Zusammenarbeit sehr positiv entgegen. Wir werden sicherlich auch mal streitig diskutieren, aber immer im Interesse des Unternehmens.

Ist auch ein Besuch des Präsidenten der Gruppe, Vivek Chaand Sehgal, in absehbarer Zeit in Michelau vorgesehen?
Herrn Sehgal ist der Kontakt zu den Mitarbeitern sehr wichtig. Für ihn ist die Belegschaft der gesamten Gruppe wie eine Familie. Er wird versuchen, sobald wie möglich die neuen Familienmitglieder zu treffen. Wir sind derzeit am Vereinbaren eines konkreten Termins, und ich hoffe, dass es bereits im Februar mit einem Besuch klappen kann.

Nach der Namensänderung ist der Umstellungsprozess der konzerninternen Kommunikation vermutlich generalstabmäßig geplant. Wie darf man sich das konkret vorstellen?
Eine Namensänderung ist eine komplizierte Angelegenheit. Es werden schließlich nicht einfach nur die Logos an Gebäuden und Briefpapier ausgetauscht. Zunächst muss geprüft werden, ob es neue Handelsregistereinträge, Steuernummern, Bankverbindungen, Lieferantennummern und so weiter geben wird, und dann müssen diese gemeinsam mit dem neuen Namen in allen relevanten Systemen hinterlegt werden – bei SMIA, bei den Kunden und bei den Lieferanten. Gleichzeitig werden Mitarbeiter, Geschäftspartner und zahlreiche andere Empfänger über die neue Situation und über Hintergründe informiert. Das läuft alles parallel und kumuliert sich dann in der Regel in den letzten Tagen vor der Umstellung, damit alles punktgenau umgestellt werden kann. Die Umstellung der Internetseite und der E-Mail-Adressen erfolgt in der Regel erst als nächster Schritt, wie auch in diesem Fall. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass wir es hier nicht mit einer klassischen Umbenennungen zu tun haben, sondern mit einem Transfer aller Wirtschaftsgüter, Grundstücke, Gebäude und Mitarbeiter in eine neue Gesellschaft. Die genannten Schritte sind jedoch fast identisch wie bei einer klassischen Umbenennung, nur etwas komplexer.

Die Fragen stellte Ramona Popp.