02.10.2024
juve.de
von Norbert Plützer
WKW-Gruppe hofft auf Dr. Beck und Automobilsanierer Exner
Automobilzulieferer WKW hat Insolvenz angemeldet. Nachdem zunächst die beiden Dachgesellschaften Walter Klein GmbH & Co. KG in Wuppertal sowie die WKW Aktiengesellschaft in Velbert den Weg zum Amtsgericht gegangen waren, zogen weitere vier operative Gesellschaften nach. Betroffen sind rund 1.800 Mitarbeitende in Deutschland.
Das Amtsgericht Wuppertal hat den erfahrenen Sanierer Joachim Exner von der Nürnberger Kanzlei Dr. Beck &Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt. Die WKW-Gruppe beliefert Hersteller wie etwa Volkswagen, Mercedes und BMW mit Zier- und Funktionsbauteilen sowie Dachrelingsystemen aus Aluminium, Stahl und Kunststoff. Die gruppe erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 560 Millionen Euro. Nicht betroffen von der Insolvenz sind die WKW Unternehmens-Akademie in Velbert, die WKW Verwaltungsgesellschaft sowie die Standorte in Ungarn, Frankreich, Monaco, Tunesien und den USA. Der weltweite Personalstamm beträgt nach eigenen Angaben rund 3.800 Mitarbeitende.
Medienberichten zufolge soll unmittelbar vor der Insolvenzanmeldung ein Deal mit einem US-Investor vorerst geplatzt sein. Exner wird die Suche nach einem Geldgeber nun wieder aufnehmen. Nach JUVE-Informationen rechnen Beteiligte mit dem anhaltenden Interesse dieses Investors.
Die Krisensituation bei der WKW-Gruppe hält bereits seit 2022 an. Damals hatten sich Gesellschafter, Banken, Kunden und Arbeitnehmervertreter auf einen Sanierungsplan geeinigt. Kredite mit einem berichteten Gesamtvolumen von 266 Millionen Euro wurden umstrukturiert, zudem sprang das Land NRW mit einer Bürgschaft ein.
Die WKW-Gruppe leidet wie die Zuliefererbranche unter der schwachen Konjunktur der Automobilindustrie. Die Situation in der Branche hat sich zuletzt zudem noch einmal zugespitzt, selbst der Volkswagen-Konzern sieht sich zu gravierenden Einschnitten veranlasst, schließt betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen nicht mehr aus.
Insolvenzverwaltung
Dr. Beck und Partner (Nürnberg): Joachim Exner (Insolvenzverwalter), Ruzica Djokic (Arbeitsrecht), Dr. Tobias Wittmann (Insolvenzrecht/Restrukturierung); Accociates: Dr. Barbara Honold (Corporate/M&A), Carolin Kammerer, Maximilian Hauptvogel (beide Insolvenzrecht/Restrukturierung)
Berater WKW
Freshfields (Hamburg): Dr. Lars Westphal, Dr. Jan-Philip Wilde (beide Insolvenzrecht/Restrukturierung), Dr. Patrick Cichy (Corporate/M&A), Dr. Alexander Schwahn (Steuerrecht), Mirko Masek (Corporate/M&A); Associates: Christian Paterlini, Dr. Vinia Stach (beide Insolvenzrecht/Restrukturierung), Dr. Carsten Bork, Tobias Dressler (beide Corporate/M&A)
Berater Anteilseigner
Oppenhoff & Partner (Köln): Dr. Stephan König (Corporate/M&A)
Heuking (Düsseldorf): Dr. Katja Plückelmann (Corporate/M&A)
Berater Banken
Willkie Farr & Gallagher (Hamburg): Dr. Jörn Kowalewski, Dr. Hendrik Hauke (beide Federführung); Associates: Jan-Mark Steiner, Dr. Jan Heuer (alle Insolvenzrecht/Restrukturierung)
Cornelius Treuhand
Wellensiek (Frankfurt): Alfred Hagebusch, Robert Reifeld (beide Insolvenzrecht/Restrukturierung)
Lieferantenpool
Schultze & Braun (Achern): Dr. Rainer Riggert (Restrukturierung/Insolvenzrecht)
Berater potenzieller Investor
Clifford Chance (München): Dr. Stefan Sax (Federführung), Andreas Steiger; Associates: Joseph Saed (Frankfurt; alle Insolvenzrecht/Restrukturierung)
Hintergrund: Alle Berater sind aus dem Markt bekannt.
Verwalter Exner gilt als Spezialist für Herausforderungen in der Automobilbranche, ist dort bestens vernetzt. Das dürfte eine gewichtige Rolle bei der Berufung des Nürnbergers gespielt haben, der seinen Tätigkeitsschwerpunkt in Bayern, Hessen, Sachsen und Thüringen hat. 2022 und 2023 sanierte Exner den fränkischen Zulieferer Dr. Schneider und transferierte das Unternehmen an den indischen Motherson-Konzern.
Das Freshfields-Mandat für das Unternehmen dauerte seit dem Herbst 2021 an. Die erfahrenen Sanierer um Westphal und Wilde wurden dem Vernehmen nach vom Unternehmen angesprochen. Die Kanzlei beriet auch zum eingeleiteten M&A-Prozess.
Willkie-Partner Kowalewski übernahm das Mandat an der Seite der Banken zu Latham-Zeiten. Einen wesentlichen Part an seiner Seite spielt Hauke, der zum Juni zusammen mit ihm und weiteren Teammitgliedern zu Willkie wechselte und dort vom Counsel zum Partner avancierte.
Als wesentliche Geldgeber wurden 2022 Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank, Stadtsparkasse Wuppertal, KfW, UniCredit Bank Ungarn und EXIM Ungarn genannt.
Der Kölner Oppenhoff-Partner König kennt die Eigentümerfamilie Mayer und kam über eine persönliche Empfehlung in die Bratung der Anteilseigner. Das Unternehmen gehört zu 75 Prozent der Gert und Susanna Mayer Stiftung, 25 Prozent gehören Susanna Mayer. Die Stiftung soll nach Marktinformationen zudem punktuell von der Düsseldorfer Heuking-Partnerin Plückelmann beraten worden sein.
Wellensiek Tochter als Treuhänderin
Seit 2022 werden Geschäftsanteile über Cornelius Treuhand gehalten, eine unabhängige Treuhandgesellschaft der Insolvenzspezialkanzlei Wellensiek. Der langjährige Wellensiek-Partner Hagebusch gilt als einer der Spezialisten für diese Form der temporären Absicherung. Hagebusch gehört seit 2022 dem Beirat von Walter Klein und dem Aufsichtsrat der WKW AG an. An seiner Seite ist Reifeld tätig, der 2022 in die Partnerschaft aufgenommen wurde.
Die Interessen der Lieferanten bündelt mit Riggert von Schultze und Braun ein bewährter Spezialist. Er war etwa auch bei der Exner-Mission bei der Dr. Schneider-Gruppe in gleicher Rolle involviert.
Nach JUVE-Informationen steht ein Team von Clifford Chance um Sax und Steiger dem nicht genannten US-Investor zur Seite, der zuletzt verbindliches Interesse an einem Einstieg bei WKW gezeigt hatte.
https://www.juve.de/verfahren/wkw-gruppe-hofft-auf-dr-beck-und-automobilsanierer-exner/