05.10.2023
Oberpfalz Echo
Oberpfalz Echo 05.10.2023
von Udo Fürst
Pressath. Die Spatzen pfiffen es längst von den Dächern. Seit einigen Tagen ist es gewiss: Der Maschinenbauer Lippert ist insolvent. Davon betroffen sind 400 Mitarbeiter.
Das Pressather Maschinenbauunternehmen Lippert ist insolvent. Das ordnete am vergangenen Freitag das Insolvenzgericht in Weiden an. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der erfahrene Nürnberger Rechtsanwalt Joachim Exner bestellt.
Die Gerüchte über große Schwierigkeiten der Firma kursierten schon seit Monaten und verdichteten sich nach dem gescheiterten Einstieg des Parksteiner Branchen-Riesen Witron im August. Zuvor hatten schon der Antrag auf Kurzarbeitergeld Anfang des Jahres sowie der Stopp des 2018 groß angekündigten Baus eines neuen Lippert-Firmensitzes in Eschenbach für nachdenkliche Diskussionen gesorgt. Das Unternehmen unterhält auch Firmensitze in Roding, Hochdorf in der Schweiz und im russischen Twer.
Auszug aus der Firmenvorstellung auf der Homepage: „Die Lippert GmbH & Co. KG ist mit 400 Mitarbeitern, Vertretungen in 40 Ländern und einer Exportquote von 50 Prozent ein Oberpfälzer Global Player mit internationaler Präsenz. Unsere Engineering-Kompetenz ist weltweit gefragt – unsere Lösungen überzeugen durch ihre innovative Technik ebenso wie durch ihre hohe Qualität und Leistungsstärke. Mit über 70 Jahren Erfahrung ist die Lippert GmbH & Co. KG Ihr Partner für Individuallösungen.“
Gegründet wurde das Unternehmen 1950 von Julius Lippert. 2017 übernahm der umtriebige Apotheker Hubert Schug den „Spezialisten für Spezialmaschinen für die keramische Industrie, Anlagen- und Fördertechnik sowie für individuelle Lösungen in der Lager- und Logistikabwicklung“. In den vergangenen Jahren verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl von 200 nahezu auf knapp 400 Frauen und Männer.
Nicht wenige Mitarbeiter geben eben jenem Hubert Schug die Schuld am Niedergang der Firma. Auch IG-Metall-Sekretär Matthias Scherr schlägt in diese Kerbe und sagte gegenüber Oberpfalz-Medien: „Er allein trägt die Verantwortung für den Zustand der Firma.“
„Ohne Kenntnisse der Branche habe er schwerwiegende Entscheidungen getroffen, von denen sich mehrere als falsch erwiesen hätten. Viele gute Mitarbeiter hätten die Firma nicht zuletzt deshalb in den vergangenen Monaten verlassen. Zuletzt sei Schug kaum mehr im Betrieb gewesen“, schreibt die Zeitung.
Etwas Mut macht jetzt Insolvenzverwalter Joachim Exner den Beschäftigten und der Region. Er sei zuversichtlich für die Zukunft des Betriebs, nachdem Lippert wettbewerbsfähige Produkte, einen vernünftigen Auftragsbestand und eine motivierte Belegschaft habe, sagte der Anwalt gegenüber Oberpfalz-Medien. All das stimme ihn für die Suche nach einem neuen Investor zuversichtlich.
Lippert-Geschäftsführer Hubert Schug war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.