09.09.2022
AUTOMOBIL INDUSTRIE
von Sven Prawitz
Der Automobilzulieferer mit Sitz in Bayern hat Liquitätsprobleme. Trotz laufendem Sanierungsplan benötigt Dr. Schneider neues Kapital.
Dr. Schneider hat einen Insolvenzantrag gestellt. Dem Zulieferer aus dem bayrischen Kronach sind trotz laufendem Sanierungsplan die finanziellen Mittel ausgegangen. Nach eigenen Angaben soll die Auftragslage gut sein. Als Gründe für die finanzielle Schieflage nennt das Unternehmen die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.
Lieferengpässe bei bestimmten Komponenten und die daraus resultierenden stark schwankenden Abrufe hätten zu deutlichen Umsatzeinbußen geführt (- 13 % von 2019 auf 2021). Zudem drücken die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise die Margen.
Die Produktion soll „in vollem Umfang“ aufrecht erhalten bleiben. Von der Insolvenz sind in Deutschland etwa 2.000 Mitarbeiter betroffen, die nun für drei Monate Insolvenzgeld erhalten. Die eigenständigen Gesellschaften in China, Polen, Spanien und den USA seien nicht Teil des Insolvenzverfahrens, heißt es in einer Mitteilung.
Laut des Insolvenzverwalters Joachim Exner sei es je nach der wirtschaftlichen Lage des Zulieferers denkbar, neue Investoren zu finden oder einen Insolvenzplan aufzustellen. Bei letzterem müssten die Gläubiger einem Vergleich zustimmen.
„Grundsätzlich sehe ich gute Chancen für eine Sanierung“, sagt Exner mit Verweis auf das Portfolio und die Kundenbeziehungen von Dr. Schneider. Das Unternehmen hat sich auf Produkte für den Fahrzeuginnenraum spezialisiert. Darunter sind zum Beispiel Belüftungssysteme, Dekorblenden, Ablagesysteme und Mittelkonsolen.
Seit Anfang des Jahres werden die Strukturen bei Dr. Schneider in größerem Maße umgebaut. Mit einem Sanierungsplan will die Geschäftsleitung Prozesse vereinfachen und eine schlankere Organisation aufbauen. Außerdem soll in der eigenen Wertschöpfungskette weniger Kapital gebunden werden. Es werde zusätzlich Personal abgebaut, wobei der Zulieferer auf Angebote für ein freiwilliges Ausscheiden setze: Abfindung und Vorruhestand.
Wie es weiter heißt, müsse das Unternehmen stärker in den Regionen Nordamerika und China investieren. Dafür benötige der Zulieferer nun einen Investor. Das Geschäft könne alleine nicht ausgebaut werden. Mit insgesamt 4.000 Mitarbeitern erwirtschaftet Dr. Schneider im Jahr 2021 einen Umsatz von 450 Millionen Euro.