04.09.2020 | PDF
Straubinger Tagblatt
Deggendorf. (mir) Das Unternehmen TWD-Fibres mit Sitz in Deggendorf ist insolvent. Am Dienstag ist das Insolvenzverfahren am Amtsgericht Deggendorf eröffnet worden. Die Firma produziert Garne aus Polyester und Polyamid, die zum Beispiel für Sportbekleidung und Strümpfe, aber auch für medizinische Textilien und im Automobil-Bereich verwendet werden. Etwa 480 Mitarbeiter sind in Deggendorf beschäftigt – aktuell sind ihre Arbeitsplätze nicht in Gefahr, sagt Michael Klemm, ein Sanierungsexperte der Gesellschaft Plenovia aus Düsseldorf. „Ein Stellenabbau ist nicht geplant.“
Klemm ergänzt seit Juni die Geschäftsführung von TWD-Fibres, nachdem das Unternehmen die vorläufige Insolvenz im Eigenverwaltungsverfahren angemeldet hatte. Das bedeutet, dass die bisherige Geschäftsführung das Unternehmen weiterhin uneingeschränkt leitet. Ursachen für die Insolvenz seien vor allem die Corona-Pandemie und die deswegen verordneten Ausgangsbeschränkungen gewesen. Sie haben laut Klemm die Textilbranche hart getroffen. Das Unternehmen erarbeitet derzeit einen Sanierungsplan, den es bald den Gläubigern vorstellen wird. Wenn diese ihn bestätigen, wir der Plan umgesetzt. Klemm sagt: „Wir möchten zum 30. November wieder aus dem Insolvenzverfahren ausscheiden.“
Der Betrieb läuft ihm zufolge mittlerweile sogar besser als in Juni, als die vorläufige Insolvenz beantragt wurde, denn seit Juli ist die Kurzarbeit im ganzen Unternehmen beendet. Klemm fürchtet lediglich einen zweiten Lockdown – mit diesem könnte das Deggendorfer Unternehmen endgültig in die Schieflage geraten. Es ist bereits die zweite Insolvenz von TWD-Fibres in den vergangenen 15 Jahren. 2005 hatte das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. Damals war das niedersächsische Unternehmen Daun eingestiegen. Daun verkaufte die TWD-Gruppe 2015 an die Münchner Beteiligungsgesellschaft 4K Invest. Seitdem hat sich die Mitarbeiterzahl von 670 auf 480 reduziert. Seit 2019 ist das Unternehmen wieder inhabergeführt, da der Geschäftsführer Eggo Laukamp und der kaufmännische Leiter Klaus Platzer 85 Prozent der Anteile erworben haben.