01.07.2020
Donaukurier
Greding - Auf diese Nachricht haben viele Mitarbeiter sehnsüchtig gewartet: Das Ladenbau-Unternehmen Trend-Store aus Greding ist gerettet.
Künftig firmiert es als Trend interior. Mit rund 40 Mitarbeiter ist es zum 1. Juli an den Start gegangen. Für mehr als zwei Drittel der Belegschaft gibt es allerdings erst einmal keine Zukunft in ihrem ehemaligen Betrieb.
Zu verdanken ist das dem Insolvenzverwalter Joachim Exner von der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Beck und Partner aus Nürnberg und einigen engagierten Mitarbeitern, die sich ein Vorbild an der eigenen Geschichte genommen haben. Wie schon am Jahresende 2002, als das Vorgängerunternehmen pleite war und Mitarbeiter die Firma im Rahmen eines sogenanntes Management-Buy-Outs (MBO) die Firma übernommen haben - mit Hermann Kratzer als Geschäftsführer.
Der starke Mann ist nun der Werksleiter und Prokurist Markus Girg, der in den vergangenen Wochen hauptverantwortlich die Strippen gezogen hat, damit das Unternehmen eine neue Zukunft hat. Das Unternehmen ist rechtlich nun zwar anders aufgestellt als zu Beginn des Jahrtausends, entschieden ist jedoch erst einmal, dass sich wieder etwas rührt im weitläufigen Gebäudekomplex an der Autobahn. "Ich bin glücklich, dass wieder Mitarbeiter im Haus sind", sagt Markus Girg, "dass wir das Unternehmen wieder beleben konnten."
Der neue Name Trend interior drückt ihm zufolge schon aus, dass die neue Firma breiter aufgestellt sein wird als die Vorgängerin. Spezialisiert war Trend-Store auf den Laden- und Messebau, nun kommt eher allgemein der Innenausbau hinzu. Das Portfolio zu verbreitern war auch schon das Ziel, als das Unternehmen unter dem Geschäftsführer Christian Hilz im Sommer die Zeyko Küchenmanufaktur im Schwarzwald übernommen hat. Diese Firma - "sie ist schuld an unserem Niedergang" (Girg) - musste jedoch ebenfalls Insolvenz anmelden, ist laut Girg in der Zwischenzeit liquidiert worden. Von diesem Strudel ist auch Trend-Store ergriffen worden. Die wirtschaftlichen Probleme eines der Hauptkunden von Trend-Store, der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, taten ihr Übriges - umso mehr in der Corona-Krise.
Der frühere Geschäftsführer ist auch bei der jetzt gefundenen Lösung wieder mit an Bord. Er habe Mitte des vergangenen Jahres einen schweren Autounfall gehabt, erzählt Girg, die Tätigkeit sei danach quasi verwaist gewesen, Anfang November habe Hilz seinen Posten niedergelegt. Ersetzt wurde er, offiziell zum 1. Januar, vom Unternehmensberater Martin Ruppenthal - der diesen Posten aber lediglich zwei Monate innehatte.
Nun sitzt neben Hilz mit Markus Girg ein Mann am Ruder, der aus Greding kommt und das Unternehmen von der Pike auf kennt. Plus die Mitarbeiter, die zuletzt in zwei Kündigungswellen freigestellt worden sind und nun - zum Teil - wieder zurückgeholt wurden. Zum Kreis der knapp 40 Leute gehören laut Girg auch noch 6 Auszubildende. "Das war uns besonders am Herzen gelegen", sagt Girg. Es handele sich um all jene Azubis, die noch keine Anschlussbeschäftigung gefunden haben. Andere, beispielsweise diejenigen, die kurz vor der Gesellenprüfung standen, habe man nach der Insolvenz schnellstmöglich an andere Betriebe weitervermittelt.
Für Girg selbst waren die vergangenen Wochen aufreibend und Kräfte zehrend. Zunächst ging es darum, eine Unternehmergesellschaft (UG) zu gründen, sozusagen die kleine Schwester einer GmbH; dieser gehört ein Team von 32 Gredinger Investoren - Mitarbeiter der Firma - an. Diese UG ist dann in die Trend interior GmbH eingestiegen - mit Girg als ihrem Treuhänder.
Auch zwei größere sogenannte Ankerinvestoren greifen dem Unternehmen unter die Arme, sie wollten ihren Namen aber noch nicht verraten, so Girg. Immerhin: "Beide Investoren sind renommierte mittelständisch geprägte Unternehmer, welche ihre Unternehmen in den letzten Jahren und Jahrzehnten erfolgreich entwickelt haben." Das vermeldet die Kanzlei des Insolvenzverwalters Exner in einer Pressemitteilung.
"Das ist irgendwie mein Baby", sagt Girg über die neue Firma. Er freut sich, dass eine Lösung gefunden worden ist. Denn die wirtschaftliche Krise im Land habe sich gerade in den vergangenen Monaten verschärft, hätten sich zahlreiche Kaufinteressenten von Trend-Store zurückzogen. Auch andere Stolpersteine habe er aus dem Weg räumen müssen, nicht jeder sei dem Unternehmen wohlgesonnen gewesen. Girg deutet "einige Ungereimtheiten" an, ohne ins Detail zu gehen. Allerdings resümiert er: "Das ist traurig."
Im Augenblick gehe es vor allem um die Akquise neuer Kunden und darum, den Vertrieb zu organisieren. "Im Grundsatz fangen wir bei Null an", sagt Girg. Wenngleich die Leute, die jetzt an Bord sind, natürlich die Branche kennen würden und wichtige Kontakte nutzen könnten. "Wir starten", blickt Girg positiv in die Zukunft. Wer, weiß, vielleicht ist Trend interior ja auch der Weg vergönnt, den Trend-Store in der den ersten Jahren nach des letzten MBO nahm: Da wurde das neue Unternehmen unter anderem mit einem dritten Preis beim IHK-Gründerpreis bedacht, später erhielt man vom Marketingverein Metropolregion Nürnberg und Franken TV den Jobstar. Die geretteten 40 Arbeitsplätze müssen also noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein.