29.01.2016
Merkur.de
Geretsried – Im August 2015 musste das Geretsrieder Traditionsunternehmen Franz Oberflächentechnik Insolvenz anmelden. Seitdem laufen Bemühungen, den Betrieb mit seinen rund 130 Mitarbeitern zu retten. Die Chance dafür besteht.
Das sagt auch fünf Monate später Joachim Exner von der Nürnberger Anwaltskanzlei Dr. Beck und Partner. Exner wurde im August 2015 vom Amtsgericht Wolfratshausen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er gehört zu den profiliertesten Insolvenzverwaltern in Deutschland und hat besonders in der Sanierung von Automotive-Unternehmen Erfahrung.
Über eine Pressemitteilung verbreitete Exner im Sommer Optimismus. Auch im vorläufigen Insolvenzverfahren laufe der Geschäftsbetrieb bei der Franz Oberflächentechnik GmbH weiter. „Aufträge werden wie gewohnt erbracht“, erklärte der Rechtsanwalt. „Insofern sehe ich grundsätzlich Chancen für eine Rettung.“ Ziel sei es, den Geschäftsbetrieb und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.
Exners erste Aufgabe bestand darin, den 130 Mitarbeitern ihre ausstehenden Gehälter für Juli auszubezahlen. Über das Insolvenzgeld, so hieß es damals, sei die Entlohnung der Beschäftigten für die kommenden drei Monate gesichert. Parallel dazu führte der Rechtsanwalt bereits erste Gespräche mit den wichtigsten Kunden und Lieferanten. „Alle, mit denen ich bisher gesprochen habe, halten dem Unternehmen die Stange“, erklärte Exner. „Das ist ein wichtiges Signal und zeigt das Vertrauen in die Qualität und Leistungsfähigkeit des Unternehmens.“
Und wie steht es fünf Monate später um das Unternehmen? „Der Geschäftsbetrieb wird ohne Einschränkung fortgeführt“, erklärt die zuständige Pressestelle auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Mitarbeiter bekämen „selbstverständlich“ weiter ihr Gehalt. Entlassungen habe es keine gegeben. Auf die Frage, ob eine Chance besteht, den Geschäftsbetrieb und die 130 Arbeitsplätze zu erhalten, heißt es: „Ja. Herr Exner hat einen strukturierten Verkaufsprozess eingeleitet und befindet sich in intensiven Gesprächen mit potenziellen Investoren.“ Zum Stand der Verhandlungen könne man derzeit keine weiteren Angaben machen.
Das Familienunternehmen Franz besteht heuer genau 60 Jahre. 1956 gründete Alfred R. Franz den Betrieb – „mit einigen Handgalvanikanlagen und zehn Mitarbeitern“, wie es in der Firmenchronik heißt. 1967 übernahm sein Sohn Wolf-Dieter Franz die Geschäftsführung. Das Unternehmen hat sich auf die Veredelung komplizierter Werkstücke spezialisiert. Zum Portfolio gehören die Beschichtung von Leichtmetallen wie Aluminium und Magnesium sowie Kunststoffen und Sondermaterialien. Zu den Kunden zählen namhafte Unternehmen aus der Kfz- und Elektroindustrie sowie dem Maschinenbau. Auf der Homepage der Firma werden unter anderem BMW, Bosch und Siemens genannt
Sabine Schörner