21.07.2015
Coburger Tageblatt
Elektronik – Es ist nicht lange her, da schien die Lage für den TV-Gerätehersteller Loewe aussichtslos. Jetzt scheint es aufwärts zu gehen.
Von unserem Redaktionsmitglied Hendrik Steffens
Kronach – Der ehemalige Investmentbanker meint es anscheinend ernst mit Loewe. Mit drastischer Kostenreduktion – ja, auch vielen Kündigungen – und neuen Produkten hat das Kronacher Unternehmen im vergangenen Jahr schwarze Zahlen geschrieben. Geschäftlich konzentriere er sich derzeit „auf nichts anderes“, als den Betrieb im Frankenwald wieder auszubauen, meint Mark Hüsges gut eineinhalb Jahre nach der Übernahme im März 2014. Damals hatten Hüsges und sein Geschäftspartner Boris Levin mit ihrer Investmentfirma Stargate Capital Loewe übernommen.
Den Marktanteil im Segment der ultrahochauflösenden UHD-Fernseher am deutschen Markt konnte Loewe in den ersten Monaten dieses Jahres mehr als verdreifachen: von gut zwei auf zuletzt 8,2 Prozent. Es ist nach Angaben des Unternehmens der einzig wachsende im eigentlich rückläufigen Markt für Fernsehgeräte. „Vom Negativtrend können wir uns etwas abheben“, sagt Mark Hüsges. Nach dominierenden Herstellern wie Samsung oder LG sei man aktuell die Nummer fünf am deutschen Fernsehermarkt. Zahlen zu Absatz, Umsatz und Gewinnen nennt er nicht.
Wichtiger als schnelle Rendite sei, dass „wir das Vertrauen der Händler wie Kunden zurückgewonnen haben“. Etwa 1000 Läden in Deutschland haben Loewe im Programm. Auch weil die Zuverlässigkeit der seit November eingeführten neuen Produktlinien hoch und die Tests in Fachmagazinen gut ausgefallen seien, meint Hüsges.
Die drei Produktlinien, die bei der Internationalen Funkausstellung 2014 angekündigt wurden, sind am Markt. Im Herbst soll ein ebenfalls auf der Ifa angekündigter Fernseher mit leicht gewölbter 65-Zoll-Bildfläche erscheinen. Zusätzlich kommen einige Geräte unter 40 Zoll und sehr große mit 75 und 85 Zoll. Der Investor ist zufrieden: „Damit haben wir wieder ein sehr komplettes Produktportfolio.“ Bei der diesjährigen Ifa wird Loewe keinen eigenen Stand haben.
Der Frage, ob Loewe das Jahr 2015 mit schwarzen Zahlen abschließen wird, weicht Hüsges aus. Man sei in Plan unterwegs und schaue zuversichtlich in die Zukunft. Keine Prognosen.
Mehr Leute eingestellt
Um an alte Erfolge anknüpfen zu können, investiert das Unternehmen. Zu den 400 Angestellten, die vor einem Jahr am Kronacher Standort gearbeitet haben, sind 50 dazugekommen. Etwa 40 Azubis sind zudem im Unternehmen. Im Herbst kommen zwölf dazu, das ausgelernte Dutzend ist bereits komplett übernommen worden.
Der Fokus bei der Personalentwicklung liegt auf Entwicklern, Software- und Designexperten. „Das sind für uns entscheidende Bereiche“, sagt Hüsges. Innovation sei wichtig: So habe Loewe etwa ein System entwickelt, das konkurrenzlos schnelles Umschalten der Programme ermögliche.
Hüsges betont auch Bedienfreundlichkeit, markantes Design, das sich von der Konkurrenz abheben soll, und die so genannte „Vernetzung der Lebenswelten“: Wenn der Kunden vom Wohn- in sein Schlafzimmer geht, kann er per App das Fernsehbild auf dem Tablet mitnehmen. Möglichkeiten zur Individualisierung und Aufrüstung der Geräte sollen den Kunden zusätzlich überzeugen, zwischen 1700 und über 5000 Euro für ein Gerät auszugeben.
Über den Preis mit Fernost konkurrieren will man bei Loewe nicht. Trotzdem muss effizient produziert werden – übrigens komplett in Kronach. Deshalb wurde eine Partneschaft mit dem chinesischen TV-Hersteller Hisense eingegangen. Die strategische Zusammenarbeit ohne Kapitalverflechtung schafft Einkaufsvergünstigungen. Nun gelte es, so Hüsges, die vorhandenen Kapazitäten optimal zu nutzen. Nicht nur neue Produkte hervorzubringen, sondern zuverlässig Qualität zu liefern. „Wir wollen nicht Machbares ausloten, sondern Kundennutzen stiften.“
Im März 2014 übernahm der Münchner Finanzinvestor Stargate Capital den Geschäftsbetrieb des Unternehmens aus dem Frankenwald, das seither als Loewe Technologies GmbH am Markt ist. Die Stargate-Capital-Inhaber Mark Hüsges und Boris Levin vertreten die Firma als geschäftsführende Gesellschafter.