02.02.2015
Neue Presse
Der Automobilzulieferer gehört nach der Insolvenz nun einem indischen Investor. Alle Arbeitsplätze in dem Unternehmen in Michelau bleiben erhalten.
Michelau - Der Insolvenzverwalter des Automobilzulieferers Scherer & Trier, Joachim Exner, hat den Geschäftsbetrieb des Unternehmens an den neuen Eigentümer übertragen. Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten; der Standort Michelau wird sogar noch ausgebaut. Das Unternehmen wird zukünftig unter dem Namen "Samvardhana Motherson Innovative Autosystems" (SMIA) firmieren. Das teilte Exner am Montag mit. "Die Übergabe des Geschäftsbetriebs an den Käufer ist der Schlusspunkt einer erfolgreichen Sanierung im Insolvenzverfahren", so Insolvenzverwalter Exner. "Besonders freut mich, dass alle Arbeitsplätze gerettet werden konnten und wir den Geschäftsbetrieb mit gut gefüllten Auftragsbüchern übergeben konnten."
Exner hatte Mitte Dezember vergangenen Jahres mit dem Erwerber einen Kaufvertrag geschlossen. Nachdem in den zurückliegenden Wochen alle vertraglichen Auflagen erfüllt worden sind und die Genehmigung der Kartellbehörden vorliegt, konnte der Betriebsübergang nun vollzogen werden.
Erwerber von Scherer & Trier ist der indische Automotive-Konzern Samvardhana Motherson Group. Der Investor hat nach Angaben des Insolvenzverwalters den gesamten Geschäftsbetrieb einschließlich aller 2040 Mitarbeiter übernommen. Motherson plant, den Standort Michelau nicht nur zu erhalten, sondern zum Entwicklungszentrum auch für andere Geschäftsbereiche der Gruppe auszubauen. Die Grundlage dafür bildet das branchenweit anerkannte "Technikum", in dem Scherer & Trier seine Produkte und Werkzeuge selbst entwickelt. Die Samvardhana Motherson Group ist weltweit mit Standorten in 25 Ländern vertreten. Im Geschäftsjahr 2013/14 erwirtschaftete der Konzern mit über 70 000 Mitarbeitern einen Umsatz rund 6,1 Milliarden US-Dollar.
"Mit Motherson hat Scherer & Trier den idealen strategischen Partner gefunden", hatte Joachim Exner, Partner der Kanzlei Beck& Partner, nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags betont. "Beide Unternehmen ergänzen sich perfekt in Produktportfolio, internationaler Ausrichtung und Kunden."
Scherer & Trier entwickelt und fertigt thermoplastische Formteile für die Automobilindustrie. Zu den Kunden zählen namhafte Automobilhersteller, wie BMW, Daimler und der VW-Konzern. Alleine in den vergangenen Wochen konnte das Unternehmen nach Angaben des Insolvenzverwalters direkte Neuaufträge mit einem Gesamtumsatz in Höhe von rund 110 Millionen Euro sowie Entwicklungsaufträge mit einem Umsatzvolumen von weiteren 150 bis 200 Millionen Euro akquirieren.
Scherer & Trier hatte am 10. März 2014 trotz guter Auftragslage Insolvenz anmelden müssen, nachdem Gespräche über eine Anschlussfinanzierung gescheitert waren. Joachim Exner sei es gelungen, Kunden und Lieferanten bei der Stange zu halten, heißt es in der Pressemitteilung. Auch nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang Juni 2015 sei die Produktion ohne Unterbrechungen weitergelaufen, ohne dass Exner insolvenzbedingte Kündigungen habe aussprechen müssen. Zugleich habe Exner zusammen mit dem neuen Geschäftsführer Rolf Graf konsequente Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, "wodurch hohe Effizienz- und Produktivitätssteigerungen erreicht wurden". Parallel dazu habe der Insolvenzverwalter mit Hochdruck die Investorengespräche vorangetrieben, bis schließlich der Durchbruch gelungen sei. Joachim Exner dankte gestern allen, die zur Rettung des Geschäftsbetriebs beigetragen haben, insbesondere der Politik, den Kunden, den Gläubigerbanken und insbesondere den Mitarbeitern, ohne deren unermüdliches Engagement Scherer & Trier diese schwere Zeit nicht hätte überwinden können.
Die Übergabe des Geschäftsbetriebs an den Käufer ist der Schlusspunkt einer erfolgreichen Sanierung.
Joachim Exner, Insolvenzverwalter von Scherer & Trier