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Oeka: Vom Jubeljahr in die Krise

22.01.2015 | PDF
Infranken.de

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Von Matthias Litzlfelder

Insolvenz – Die Firma Oeka feierte vor wenigen Monaten noch 100-jähriges Bestehen. Jetzt ist das Unternehmen zahlungsunfähig. Schuld sind wegbrechende Aufträge in der Kosmetiksparte.

Bamberg – Wenn Gerald Oehlhorn heute Nachmittag mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter vor die Mitarbeiter tritt, um die weiteren Schritte nach dem Insolvenzantrag seiner Firma zu erläutern, dann wird eine Frage unbeantwortet bleiben: Haben die 320 Beschäftigten alle eine Zukunft?

Die Frage wird sich erst in einigen Wochen klären. Dann, wenn sich Joachim Exner ein genaues Bild gemacht hat, von der wirtschaftlichen Lage und von den Möglichkeiten der Sanierung. „ Wir werden weiter kämpfen und hoffen auf unsere loyale Belegschaft“, sagte Oehlhorn. Der geschäftsführende Gesellschafter von Oeka setzt aber vor allem auf die Erfahrung von Rechtsanwalt Exner. Der vom Amtsgericht Bamberg bestellte vorläufige Insolvenzverwalter aus einer Nürnberger Kanzlei war und ist unter anderem mit ähnlichen Verfahren bei der Autowelt König, beim Autozulieferer Scherer & Trier oder beim Fernsehgeräteproduzenten Metz betraut.

Exner sieht laut Mitteilung seines Sprechers Christoph Möller „grundsätzlich gute Chancen für eine Rettung“. Ziel sei es, den Geschäftsbetrieb und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

Auch wenn die Geschäftsführung mit Oehlhorn an der Spitze nun weiter im Amt bleibt: Alles ist von jetzt an von Exners Zustimmung abhängig. Dieser will nach eigenen Angaben so schnell wie möglich Kontakt mit den wichtigsten Kunden und Lieferanten von Oeka aufnehmen. Das Familienunternehmen ist in drei Marktsegmenten tätig. Es fertigt Luxusverpackungen für die Kosmetikindustrie, zum Beispiel Lippenstift-Etuis oder Hülsen für Lipgloss und Mascara. Daneben produziert es kleine Metallteile für Autozulieferer, zum Beispiel Metallhülsen, die in Bremssystemen stecken. Vor einigen Jahren kamen als dritte Säule noch Einwegprodukte aus Kunststoff dazu, die bei Geräten zur Magen- und Darmspiegelung Verwendung finden. Der Gesamtumsatz lag im vergangenen Jahr bei 27 Millionen Euro.

Wieso das Traditionsunternehmen in Familienhand jetzt in die Insolvenz gerutscht ist, kann Oehlhorn schnell erläutern: „ Im letzten Quartal 2014 ist der Beauty-Bereich regelrecht weggebrochen“, berichtet der Oeka-Inhaber. „ Es waren die schlechtesten Ergebnisse, seit ich denken kann.“

Nach einem „relativ guten Jahr mit schwarzen Zahlen“ 2013 war laut Oelhorn selbst das erste Quartal 2014 noch über Plan und Vorjahresergebnis verlaufen. Doch dann lief zunächst der Umsatz mit Autoteilen schleppend. Und schließlich sorgte ein Hauptkunde aus der Kosmetikbranche, der vorab produzierte Produkte nicht abrief, sondern die Aufträge schob, für die finanzielle Schieflage. Hinzu kam, dass Oeka schon 2012 „ in einer schwierigen Phase“ war und dadurch zuletzt nicht mehr über die finanziellen Reserven verfügte. Die Konsequenz: Zahlungsunfähigkeit.

 „Im Beauty-Bereich leiden wir seit Jahren unter dem Preisdruck, den unsere Wettbewerber aufbauen, die in Asien oder Südamerika produzieren“, sagt Oehlhorn. Es gebe nur einen direkten Wettbewerber, der wie Oeka auf eine Fertigung in Deutschland setze.

„Ein Hauptaugenmerk liegt jetzt darauf, das Unternehmen weiterzuführen“, sagt der Oeka-Chef, der das Familienunternehmen in vierter Generation leitet. Gleichwohl werde es wohl Veränderungen geben. Wie die aussehen werden, ist in dieser frühen Phase des (im Moment noch vorläufigen) Verfahrens noch nicht absehbar. Die Stimmung der Belegschaft ist dem Vernehmen nach gedrückt. Immerhin arbeiten rund zwei Drittel der Mitarbeiter an Produkten für die Kosmetikindustrie. 60 Prozent des Umsatzes erzielte Oeka zuletzt in dieser Sparte.

Bei einer Sanierung des Unternehmens gibt es verschiedene Optionen. Vieles hängt von den Gläubigern ab. Denkbar ist, dass Exner den Betrieb verkauft. Käufer könnte dabei auch der bisherige Inhaber sein. Für die Mitarbeiter ist derzeit aber nur eines wichtig: Gehälter sind für die nächsten drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert.