21.11.2014
Nürnberger Nachrichten
Mitarbeiter erhalten bis Ende Januar ihr Geld
FÜRTH - Das trübe Wetter passte zur Stimmung. Am Donnerstag informierte der vorläufige Insolvenzverwalter der Firma Metz die Mitarbeiter in Zirndorf. Die wichtigsten Botschaften: Der Betrieb läuft weiter, der Handel wird bedient und die Mitarbeiter erhalten ihr Geld.
Die Produktion läuft weiter, der Handel kann sich auf Metz verlassen: Das waren zwei Botschaften, die der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Exner und die Metz-Geschäftsführung nach dem Insolvenzantrag sendeten.
Dass es irgendwann passieren könnte, hatten viele der 540 Mitarbeiter des Zirndorfer TV-Geräte- und Blitzherstellers Metz schon länger befürchtet. Die schwierige Lage, in der das Unternehmen steckte, war keinem entgangen. Doch in den vergangenen Monaten sah es so aus, als könnte sich die Situation verbessern. Neue Produkte, eine neue Vertriebsstrategie. „Die Marke Metz hat sich nach den Rückgängen der letzten Jahre wieder stabilisiert“, heißt es in einer Mitteilung. Umso tiefer saß bei den Beschäftigten der Schock über den Insolvenzantrag, der am Mittwoch eingereicht wurde.
In einer solchen Situation ist man für alles dankbar, was einen Ausweg eröffnen könnte: Die Augen richteten sich bei der Mitarbeiterversammlung am Donnerstag auf Joachim Exner von der Nürnberger Kanzlei Dr. Beck & Partner, der als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt ist. „Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, hatte Exner in einer ersten Reaktion gesagt. Das ist besonders mit Blick auf das in der Branche wichtige Weihnachtsgeschäft von großer Bedeutung. Und: „Die Chancen dafür stehen gut: Metz verfügt über eine renommierte Marke, eine wettbewerbsfähige Technologie und hochqualifizierte Mitarbeiter!“ Balsam auf die Seelen der gebeutelten Metz-Belegschaft.
Und eine ganz konkrete Angst konnte der Insolvenzexperte den Mitarbeitern nehmen: Bis Ende Januar sind die Löhne und Gehälter über das Insolvenzgeld garantiert. Mit einem Kredit will Exner zudem sicherstellen, dass die Löhne schon vor der Auszahlung des Insolvenzgeldes „wie gewohnt“ auf dem Konto sind.
Dass der Betrieb „in vollem Umfang fortgeführt“ wird, wie die Geschäftsführung unter Norbert Kotzbauer und Manfred Billenstein betonte, ist dabei nicht nur für den Handel und die Kunden wichtig, sondern auch für die Zukunft der Mitarbeiter. Denn nur so ist eine Sanierung erfolgversprechend. „Denkbar ist sowohl ein Insolvenzplan als auch die Sanierung des Unternehmens über den Einstieg eines Investors“, heißt es in einer Mitteilung Exners.
Unterstützung hat auch die Gewerkschaft signalisiert: „Jetzt gilt es aus unserer Sicht, alles dafür zu tun, dass es eine Perspektive für die Beschäftigten und für möglichst viele Arbeitsplätze gibt“, sagte Klaus-Dieter Winnerlein, der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Fürth. Dafür wolle sich der Gewerkschafter „persönlich einsetzen“, versprach er. Eine Zukunft für Metz sieht er an der Seite eines starken Partners als Nischenanbieter im Hochpreissegment.
Schwierig wird der Weg allemal. Die Branche hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Fernseher sind zu einem Konsumgut geworden, die Entwicklungszyklen durch die Digitalisierung immer kürzer. Große Konzerne wie Samsung und LG beherrschen weltweit den Markt für Flachbildschirme. „Sich allein über Technik zu definieren und bei vergleichsweise kleinen Stückzahlen aus Deutschland heraus erfolgreich zu sein, ist schwierig“, kommentierte Leoni-Vorstandschef Klaus Probst in seiner Funktion als Regionalvorsitzender der bayerischen Metall-Arbeitgeber das Grundproblem. Dabei werde es für kleinere Firmen immer schwieriger, bei der schnellen Abfolge von Innovationen in der digitalen Welt mitzuhalten.
Probst hofft zusammen mit dem Regionalgeschäftsführer des Verbands, Marc Hilgenfeld, dass Metz als „Leuchtturm-Unternehmen“ der Region dennoch einen Weg in eine gute Zukunft findet. Auch der Wirtschaftsreferent der Stadt Fürth, Horst Müller, wünscht sich „eine gute Lösung für Metz und die Mitarbeiter“.
Optimistisch zeigt sich der aus Franken stammende Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Er redete den Beschäftigten Mut zu: „Metz-Produkte sind von hoher Qualität. Ich gehe davon aus, dass für solche Premium-Fernseher auch weiterhin ein Markt besteht“, ließ er mitteilen. Und er bot Hilfe für Gespräche an, „um gemeinsam Möglichkeiten der Unterstützung auszuloten“.
Josef Hofmann (Nürnberger Zeitung)