23.08.2014
Frankenpost
Insider sind sich sicher, dass die Autowelt König den Überblick über die eigene Lage verloren hatte. Dies führte schließlich in die Pleite.
Von Joachim Dankbar
Wunsiedel - Als im März 2013 die Autowelt König zusammenbrach, war das Entsetzen in der Region groß, Und dies nicht nur deshalb, weil mit einem Mal 600 Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz bangen mussten. Etliche Kunden des Unternehmens, die Anzahlungen auf ihr neues Auto geleistet oder ihren alten Wagen in Zahlung gegeben hatten, fürchteten über Monate, dass ihr Geld verloren sei. Insolvenzverwalter Joachim Exner konnte sie schon aus juristischen Gründen nicht anders behandeln als alle anderen Gläubiger des Unternehmens: Ihre Zahlungen drohten zur Gänze in der Insolvenzmasse unterzugehen.
Dass es dann doch nicht so schlimm kam, ist dem Verhandlungsgeschick des Insolvenzverwalters und der Kulanz der Autohersteller zu verdanken, VW, Audi, Skoda und Fiat wandten hohe Summen auf, um einen Ansehensverlust zu vermeiden und das Vertrauen der Kunden nicht zu verspielen. Bis heute geben die Autohersteller nicht preis, was sie sich die „Causa König“ kosten ließen.
Auch die Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Hof leitete Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und des Betrugs ein. Im April dieses Jahres wurden diese Ermittlungen eingestellt. Wie Hofs Leitender Oberstaatsanwalt Gerhard Schmitt erläuterte, sei seine Behörde nach einer eingehenden Prüfung der abgeschlossenen Kaufverträge zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine sogenannte Vermögensbetreuungspflicht des Unternehmens gegenüber seinen Kunden gegeben habe. Deswegen habe sich Geschäftsführer Thomas König auch nicht der Untreue strafbar gemacht. Dies ist nicht nur im Fall König, sondern auch für andere Käufer von Autos von Möbeln und ähnlich großen Konsumgütern von Bedeutung. „Jeder Käufer sollte genau hinsehen, wem er einen größeren Geldbetrag als Anzahlung überlässt“, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Schmitt.
Anderthalb Jahre nach der Pleite sind sich Branchenkenner sicher, dass das Unternehmen vor allem an Mängeln der inneren Organisation zugrunde gegangen ist. Buchhaltung und Berichtswesen hatten bei der Expansion nicht mitgehalten.
Bis zum Jahr 2010 erhielt Gesellschafter und Geschäftsführer Thomas König vom bayerischen Wirtschaftsministerium gleich drei Mal den Preis „Bayern best 50“ für die Zugehörigkeit seiner Autowelt am schnellsten wachsenden mittelständischen Unternehmen des Freistaats. Doch schon in dieser Zeit bröckelten die Fundamente. Im Geschäftsjahr 2011 wies die Autowelt König bei einem Umsatz von 256 Millionen Euro gerade noch einen Jahresüberschuss von 492 000€ Euro aus. Die Schulden des Unternehmens beliefen sich auf 82,4 Millionen Euro – bei einem Eigenkapital von 8,8 Millionen Euro. Überbestände wurden mit aggressiven Rabatten in den Markt gedrückt. Vor allem aber hatte das Unternehmen den Überblick über die eigene Lage und die riesige Flotte von Neufahrzeugen verloren, die zwischen dem Hauptsitz Wunsiedel und den 15 weiteren Niederlassungen zirkulierten. Eine geeignete EDV gab es nicht. Dies führte zu grotesken Situationen: So kam es nach organisierten Diebstählen von Luxuswagen vor, dass das Unternehmen tagelang nicht wusste, wie viele Autos ihm eigentlich fehlten.