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Opel Baur in der Krise

24.06.2013
Hersbrucker Zeitung

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HERSBRUCK/LAUF (sw) - Es ist eine respektable Entscheidung, die Jochen Baur (50) getroffen hat. Am Freitag vergangener Woche reichte er die vorläufige Insolvenz für seine Opel-Autohäuser in Lauf und Hersbruck ein, auch wenn er noch einen Spielraum gehabt hätte. Für Baur wäre es das Schlimmste gewesen, sagt er, wenn er kleine Lieferanten nicht mehr hätte zahlen können - folglich zog er die Reißleine.

Die rigide Politik des amerikanischen Werkes, Werksschließungen bei Opel, trudelnde Absatzzahlen, die negative Presse - es war eine Frage der Zeit, bis es die Opel-Händler erwischen würde. Jetzt also Baur. „In den letzten Jahren haben wir minimal bis nichts verdient“, erzählt er. 2012 sei überhaupt nichts hängengeblieben, auch der lange Winter tat sein Übriges, das Frühjahrsgeschäft mit Inspektion und Reifenwechsel verzögerte sich. „Wir hatten einen Verlust von 45.000 Euro und die Perspektive war sehr düster.“ Die Entwicklung hatte sich abgezeichnet. Hatte Opel vor 15 Jahren noch einen Marktanteil von 18 Prozent, sind es jetzt gerade einmal gute sechs Prozent. „Und wenn weniger Autos unterwegs sind, kommen auch weniger in die Werkstatt.“ Baur kennt das Problem nur zu gut: „Jeder Rentner, der mit einem neuen Auto kalkuliert, überlegt sich zweimal, ob es ein Opel sein muss - wo er doch nicht wissen kann, ob es Opel in acht Jahren noch gibt.“

Für Reparaturen hatte Baur noch Geld, für Investitionen nicht mehr. Eine stünde bald an, es ist die Reparatur des Daches im Haupthaus in Lauf. Seine Vorräte waren zu Ende.

Bevor nun ein dritter, wie beispielsweise die Krankenkasse, Insolvenz anmelden würde, wenn Baur die Sozialleistungen nicht mehr hätte tragen können, tat er selbst den Schritt, nachdem er wochenlang, wie er sagt, kaum schlafen konnte und wenn, dann verschwitzt aufwachte. „Ich habe die Eigenin solvenz sehr frühzeitig gemacht, ich will keine verbrannte Erde hinterlassen.“

Die vorläufige Insolvenz beläuft sich nun auf drei Monate. Während dieser Zeit übernimmt die Kanzlei Dr. Beck & Partner alle Geschäfte der GmbH & Co.KG, Ansprechpartner ist Hubert Ampferl - der auch den insolventen Buchelt in Hersbruck betreut. Durch das Insolvenzgeld, das der Autohändler jahrelang gezahlt hat, sind die Löhne der 27 Angestellten (darunter acht Azubis) für diese drei Monate gesichert. Baur: „Die Gehälter sind gezahlt, das Finanzamt auch sowie die Sozialversicherungsträger. Es wird allerdings Lieferanten geben, die auf einer gewissen Summe wohl sitzenbleiben müssen.“ Das macht ihm „große Probleme“. Er bezeichnet sich als Barbezahler. „Ich habe ja nicht einmal eine EC-Karte. Ich weiß nur, wenn ich 20 Euro in der Hosentasche habe, kann ich keine 30 Euro ausgeben.“

Er war Unterhändler der Opel-Großhändler Kropf und Scharf in Nürnberg und die beiden liefern sich einen erbitterten Preiskrieg. Von Dumpingpreisen ist auch die Rede, Preise, die er nicht einhalten konnte. „Es herrscht ein extremer Preiskampf in Nürnberger Land.“ 1996 übernahm er das Unternehmen vom Vater, der Familienbetrieb wurde 1935 von Großvater Albert gegründet. Das Haus in Lauf in bester Geschäftslage, direkt an der B14, einschließlich eines Ausstellungsgebäudes auf der gegenüberliegenden Seite. Das Haupthaus liegt im ausgewiesenen Mischgebiet. Es ist in Privatbesitz, gehört aber der Bank. Die Dependance in Hersbruck ist angemietet. Vor etwa vier Jahren versuchte Baur, das Ausstellungsgebäude zu vermieten. Doch die Stadt Lauf hat der Nutzungsänderung nicht zugestimmt. „Das war mir ein Rätsel“, so Baur, hätte ihm eine monatliche Miete wohl die Schlinge um den Hals gelockert.

Wichtig für die Baur-Kunden: Der Laden läuft weiter wie bisher. Es werden Autos verkauft, es werden Autos repariert. Es gibt nun einige Möglichkeiten für Opel Baur: Es könnte sich ein neuer Investor finden („Wir sind in der Sanierungsphase und damit offen für neue Partner“). Oder aber, Beck & Partner, deren oberste Aufgabe momentan die Sanierung des Betriebs ist, erkennen, dass es sich lohnt, noch länger als die drei Monate den Betrieb zu führen. Doch wenn nach drei Monaten feststeht, dass eine negative Bilanz zu ziehen ist, befürchtet Baur, „dass der Betrieb scheibchenweise verkauft wird“.

Wie es mit ihm nun weitergeht, weiß er nicht, „mit 50 hat man nicht mehr so viele Möglichkeiten“. Sein Engagement für die „Tierhilfe Franken“, die seine Frau Carmen führt, wird er fortsetzen. Und das ist ihm wichtig: „Ich kann mir vorstellen, dass böse Zungen behaupten, ich hätte den Verein mit Geschäftsgeld unterstützt. Das war nie der Fall. Das kam aus meinem privaten Einkommen.“