23.04.2013
Frankenpost
Lieferanten und Kunden halten dem insolventen Wunsiedler SchleifmittelHersteller die Treue. Vorstand Hermann Bröker möchte mit einem Insolvenzplanverfahren die Sanierung aus eigener Kraft schaffen.
Wunsiedel - Die Geschäfte der Dronco AG laufen trotz des Ende Februar gestellten Insolvenzantrags gut. Vorstand Hermann Bröker zeigte sich am Montag im Gespräch mit der Frankenpost zuversichtlich, dass ein gemeinsam mit den Beratern von Pricewaterhouse Coopers (PwC) und Latham & Watkins erarbeitetes Konzept zur Fortführung des Unternehmens erfolgreich sein wird. "Wir können uns aus eigener Kraft mittelfristig sanieren. Wir sind voller Vertrauen in die Zukunft", unterstrich Bröker, dessen Familie 78 Prozent der Anteile des Unternehmens hält. Mit dem Insolvenzplan könne auch für die Gläubiger eine tragfähige Lösung erreicht werden. Voraussichtlich am 1. oder 2. Mai wird nach Auskunft des Dronco-Vorstands das Insolvenzverfahren eröffnet.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Exner von der Nürnberger Sozietät Dr. Beck & Partner sagte am Montag auf Nachfrage der Frankenpost, das Insolvenzplanverfahren sei eine ernsthafte Alternative zum Verkauf des Unternehmens. Denn um die bestmögliche Lösung für die Gläubiger zu erreichen, sucht Exner parallel nach Investoren. Konkrete Angaben zum Stand etwaiger Verhandlungen wollte er nicht machen. Nach Informationen der Frankenpost gibt es mehrere Interessenten.
Als "außerordentlich erfreulich" bezeichnete Exner die Auftragslage des Schleifmittel-Herstellers, der in Wunsiedel 300 Mitarbeiter beschäftigt. Hermann Bröker sagte, Dronco habe im März 18 Prozent mehr Aufträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gehabt. Auch im April zeichne sich ein deutliches Auftragsplus ab. Aktuell laufe die Produktion sechs Tage in der Woche im Dreischichtbetrieb. Zuletzt sei sogar an manchen Sonntagen gearbeitet worden.
Als positives Signal wertete Bröker, dass sowohl die Geschäftspartner als auch die Mitarbeiter "voll zum Unternehmen stehen". Dronco habe keinen einzigen Lieferanten oder Kunden verloren. "Diese stabilen Beziehungen helfen uns sehr", sagte Bröker. Einige Großkunden hätten Rechnungen sogar vorzeitig bezahlt, um Dronco mit Liquidität zu versorgen. In der Belegschaft sei nach dem Insolvenzantrag Zukunftsangst zu spüren gewesen. Doch mittlerweile sei die Zuversicht zurückgekehrt.
Der Insolvenzplan sieht Bröker zufolge Kostensenkungen vor. So verzichte Dronco zum Beispiel in diesem Jahr auf Messeauftritte und verschiebe einzelne Vertriebs-Projekte aufs nächste Jahr. Darüber hinaus werde die Automatisierung weiter vorangetrieben. Möglich sei ferner, dass Dronco sein Engagement in den USA beenden wird. Der Schleifmittel-Spezialist hat mit der Firma Ali Industries ein Gemeinschaftsunternehmen in Fairborn im Bundesstaat Ohio.
Geht es nach Bröker, dann soll die Sanierung der Dronco AG bis spätestens Oktober abgeschlossen sein. Die Berater von Pricewaterhouse Coopers hielten das Konzept für plausibel und den Zeitplan für realistisch, sagte er. Dafür seien jedoch große Anstrengungen nötig: "Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten!"
Über den Stand der Verhandlungen mit den Gläubigern gab der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Exner gestern auf Nachfrage keine Auskunft.
Die Dronco AG hatte - wie berichtet - Ende Februar dieses Jahres beim Amtsgericht Hof einen Insolvenzantrag gestellt. Als Grund hatte das Unternehmen hohe Finanzierungskosten angegeben. Entstanden waren diese nach Auskunft von Unternehmenschef Bröker durch Millionen-Investitionen, die zu einem erheblichen Teil mit Fremdkapital finanziert worden waren.
Die Dronco AG stellt im Stammwerk in Wunsiedel Trenn- und Schruppscheiben, Fächerschleifscheiben und Diamantsegmente her. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von etwa 40 Millionen Euro