28.02.2013
Schwarzwälder Bote
Das Werk von Neumayer Tekfor in Hausach Foto: Neumann Foto: Schwarzwälder-Bote
Hausach/Offenburg (red/am). Bei den Gläubigerversammlungen für die einzelnen Gesellschaften der Neumayer Tekfor Gruppe, die gestern am Amtsgericht Offenburg zusammen kam, gab es laut Pressemitteilung des Unternehmens breite Zustimmung zu dem vorgestellten Sanierungskonzept. Nach dem Konzept von Eigenverwalter Joachim Exner und dem vom Amtsgericht Offenburg bestellten Sachwalter Jan Markus Plathner werden die einzelnen operativ tätigen Gesellschaften an den Produktionsstandorten in Deutschland – also auch die Hausacher GmbH – jeweils über ein Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung saniert. Auf der Ebene der Neumayer Tekfor Holding können dann Investoren über einen sogenannten "Asset Deal" alle in- und ausländischen Tochtergesellschaften erwerben.
"Durch dieses Verfahren erreichen wir den Erhalt der Gruppe als Ganzes, der einzelnen Produktionsstandorte und der gegenwärtig über 1600 Arbeitsplätze in Deutschland. Gleichzeitig können wir so die Gläubiger besser stellen als bei allen alternativen Verwertungsmöglichkeiten", betonten Exner und Plathner bei den insgesamt fünf Gläubigerversammlungen am Landgericht Offenburg. Dieses Ergebnis und der bislang reibungslose Sanierungsablauf sei nur möglich geworden durch das konstruktive Zusammenwirken aller Beteiligten, von der Agentur für Arbeit, die eine unverzügliche Auszahlung der vorfinanzierten Insolvenzgelder sicherstellte, über die Banken, die weiter Kredite zur Finanzierung der Produktion einräumten, die Kunden, die weiter auf Neumayer Tekfor als Zulieferer setzen, bis hin zu den Mitarbeitern, die dem Unternehmen die Treue gehalten und voll motiviert weiter gearbeitet hätten.
Exner und Plathner berichteten den insgesamt rund 70 erschienenen Gläubigern – laut dem Presseverantwortlichen Sebastian Brunner waren allein in der Versammlung für die Hausacher GmbH über 30 Gläubiger anwesend – auch über den Fortgang der Sanierung seit Einleitung des Schutzschirmverfahrens im September 2012. Demnach sei es gelungen in allen deutschen Werken die Produktivität zu steigern und Qualitätsverbesserungen zu erzielen – trotz der weiterhin schwachen Automobilkonjunktur in Europa.
"Wir konnten seit September 2012 an allen Standorten den Betrieb nicht nur in vollem Umfang aufrecht erhalten, sondern durch die eingeleiteten Maßnahmen zur operativen Sanierung auch wieder positive Ergebnisse erzielen", hoben Exner und Plathner hervor. Dadurch sei es gelungen, größere Einschnitte im Personalbestand zu vermeiden.
"Wir haben zwar der Automobilmarktentwicklung entsprechend die Zahl der Leiharbeiter verringern und teilweise auch Kurzarbeit einführen müssen, doch wir konnten unsere Kernmannschaft halten. Das ist wichtig für das Gelingen der Sanierung, weil es die Mitarbeiter sind, die die technologische Kompetenz und die anerkannte Qualität der Produkte von Neumayer Tekfor ausmachen", sagte Exner.
Auf dieser Grundlage seien sie bei den Investorengesprächen in den vergangenen Wochen gut vorangekommen. Bislang lägen zwei verbindliche Angebote für eine Übernahme aller in- und ausländischen Tochtergesellschaften und für die Gruppe insgesamt vor. "Sie kommen von strategischen Investoren, die in der Neumayer Tekfor Gruppe eine wichtige Ergänzung ihres bisherigen Leistungsspektrums sehen und diese weiter entwickeln wollen. Die Verhandlungen sind bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium und sollen zeitnah noch im zweiten Quartal erfolgreich abgeschlossen werden", konnten Exner und Plathner mitteilen.
Im nächsten Verfahrensschritt sollen nun bis Mitte März die detaillierten Insolvenzpläne für die operativen Tochtergesellschaften beim Insolvenzgericht Offenburg eingereicht werden. Wenn die Gläubiger der einzelnen Gesellschaften in separaten Abstimmungsterminen diesen zustimmen, dann können auch die formell für die Gesellschaften laufenden Insolvenzverfahren wieder aufgehoben werden.
Damit wäre die mit der Einleitung der Schutzschirmverfahren im September 2012 begonnene Sanierung der Neumayer Tekfor Gruppe nach dem ESUG (Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen) beziehungsweise der Insolvenzordnung abgeschlossen.