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Nordbayerische Nachrichten
Viele ehemalige Mitarbeiter haben aber noch immer keinen neuen Job gefunden
NÜRNBERG (dpa). - Der Markenname Grundig scheint unverwüstlich zu sein. 98 Prozent der Deutschen kennen ihn, wie kürzlich eine Untersuchung des »Stern« ergab. Auch der Niedergang hat daran nichts geändert. Vor genau einem Jahr, am 1. Juli 2003, war das Insolvenzverfahren über die Grundig AG eröffnet worden. Damit fiel zugleich der Startschuss für die Zerschlagung des traditionsreichen Unterhaltungselektronikherstellers.
Nun hat Insolvenzverwalter Siegfried Beck alle wesentlichen Teile verkauft. »Er hat gerettet, was zu retten war«, sagt ein Branchenkenner. Die Grundig-Kernsparte Fernsehgeräte (Home Intermedia Systems/HIS) sicherte sich im Januar das britisch-türkische Konsortium Alba/Beko. Die Geräte kommen aus der Türkei, in Nürnberg arbeiten noch rund 200 Beschäftigte in Entwicklung, Marketing und Vertrieb. Geschäftsführer Hubert Roth sieht einen deutlichen Aufwärtstrend. »Wir sind noch nicht ganz dort, wo wir sein wollten, aber die Zwischenbilanz ist nicht schlecht.« Der Umsatz, der während der Insolvenz unter 300 Millionen € gesackt war, solle in drei Jahren wieder die Milliarde erreichen.
Auch aus dem Handel kämen positive Signale. Das Interesse an Grundig sei da, versichert Geschäftsführer Willy Fischel vom Bundesverband Technik, der den Unterhaltungselektronik-Einzelhandel vertritt. »Die Marke hat noch immer einen sehr guten Klang. Der Fachhandel ist sehr daran interessiert, dass das so bleibt.« Mit dem Vertriebspartner Alba und dem Produzenten Beko hat Grundig nach Roths Überzeugung ideale Partner gewonnen, die die Märkte in Asien und Osteuropa öffnen könnten. In Branchenkreisen ist man skeptischer. Beko und Alba hätten unterschiedliche Ziele und blockierten sich zeitweise gegenseitig, sagen Beobachter.
Positiver werden die anderen Grundig-Bereiche bewertet. Die Autoradio-Sparte (Car Intermedia Systems/CIS) mit 250 Beschäftigten in Nürnberg war vom weltgrößten Autozulieferer Delphi übernommen worden. Viel Potenzial wird auch dem Bereich Kopfstationen und Satelliten-Systeme zugetraut, den ehemalige Grundig-Manager mit 84 Mitarbeitern unter dem Namen Grundig Sat Systems GmbH (GSS) weiterführen. Dieser Bereich schrieb schon unter dem Grundig-Dach schwarze Zahlen. Geschäftsführer Fred Hübner setzt auf den Boom beim Digitalfernsehen und erwartet in den nächsten Jahren einen deutlichen Umsatzzuwachs.
Gut aufgestellt sieht sich auch der in Bayreuth ansässige Bereich Diktiergeräte (GBS) mit 185 Mitarbeitern, der nun der oberbayerischen Vermögensverwaltung Induc gehört.
Weniger erfreulich ist die Lage für viele der ehemaligen Mitarbeiter, die vor einem Jahr in die Beschäftigungsgesellschaft GPQ wechselten. Dort ist Ende Juni Schluss. »Wir sind mit dem Vermittlungsergebnis nicht unzufrieden«, sagt GPQ-Geschäftsführer Eberhard Fehrmann. 760 Arbeitnehmer waren in die GPQ gewechselt. 270 von ihnen seien über 50 Jahre alt und damit nicht mehr vermittelbar. Von den verbliebenen rund 500 habe man fast jeden Zweiten in einen neuen Job gebracht. Stephan Maurer