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Bald wieder stolz auf Grundig?

30.01.2004
Nürnberger Nachrichten

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Alle Beteiligten äußern sich zufrieden über neuen Verkauf

NÜRNBERG — "Manchmal muss ein Obstbaum zurückgeschnitten werden, damit er danach umso schönere Früchte trägt", stellte Insolvenzverwalter Siegfried Beck fest. "Jeder Nürnberger wird bald wieder Grund haben, stolz auf Grundig zu sein", formulierte Ali Sümerval, Präsident der türkischen Firma Beko Elektronik, den Ausblick.

Nachdem der Autoradiobereich schon an die US-Firma Delphi verkauft ist, bekamen nun Beko und die britische Alba-Gruppe — als letzten großen Brocken — den Fernsehbereich HIS ("HomeIntermedia System") von Grundig. Dazu gehören HiFi- und Videogeräte, CD- und DVD-Player.

Einstimmig hatte sich am Vortag der Gläubigerausschuss für das Angebot und damit gegen die chinesische D'Long-Gruppe und die deutsche Medion AG entschieden. Und alle Beteiligten einschließlich der Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsvertreter äußerten nach einer Betriebsversammlung auf einer Pressekonferenz ihre Freude. Nur die Zustimmung des Kartellamts fehlt.

Der Insolvenzverwalter Beck würdigte besonders die Leistung der Grundig-Mitarbeiter, die ein Insolvenz-Prinzip "auf den Kopf stellten". Was man nicht schnell verkaufe, verliere üblicherweise an Wert. Im Fall der GrundigAutoradios habe sich aber bis zum Ende der langwierigen Verhandlungen der Kaufpreis verdoppelt, bei HIS sogar verdreifacht.

Nicht einfach abgenickt

Nürnbergs Wirtschaftsreferent Roland Fleck sprach von einem echten "guten Tag für Grundig und damit auch für Nürnberg". Nürnbergs IG-Metall-Chef Gerd Lobodda zollte "Respekt, Anerkennung und Gratulation". Christine Roth, die Anwältin der Arbeitnehmerseite: "Der Betriebsrat hat die Vorschläge des Insolvenzverwalters nicht einfach abgenickt, sondern sich selbst alle Interessenten genau angesehen. Beko/Alba ist die richtige Entscheidung."

Der Alba-Vorstandsvorsitzende Daniel Harris pries seine Firma als "idealen Partner von Grundig". Ali Sümerval präsentierte die Beko-Geschäftszahlen für 2003: 717 Millionen Euro Umsatz und 42 Prozent Marktanteil bei Farbfernsehgeräten in der Türkei. Hinter Beko steht die Koc-Gruppe, der größte private Konzern in der Türkei mit 17,9 Milliarden Dollar Umsatz. Alba kam zuletzt auf 770 Millionen Euro.

Man kennt sich seit Jahren

Mit der Geschäftsführung in Nürnberg betrauten Beko und Alba Hubert Roth, der als Produktmanager schon dem Firmengründer Max Grundig diente — ein "Grundig-Urgestein", wie Beck feststellte. Roth glaubt an neue Perspektiven auch für die verbundenen Fachhändler: "Viele Wettbewerber werden uns um die Partner beneiden." Man kennt sich schon gut — Beko ist seit Jahren Geräte-Zulieferer für Grundig.

Alba-Chef Harris stellte auch Investitionen in Aussicht. Auf die Frage, ob der Markenname Grundig als Etikett bald andere Produkte mit schmücke, verwies er auf Konkurrenten wie Philips und Sony: "Wir müssen noch überlegen, ob wir deren Weg folgen."

WOLFGANG MAYER