30.07.2005
Nürnberger Zeitung
NÜRNBERG - Der traditionsreiche Nürnberger Bauträger Eiwobau AG musste gestern Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen. Davon sind nicht nur die 120 Eiwobau-Beschäftigten betroffen, sondern auch weitere 500 Arbeitsplätze in etwa 70 Handwerksbetrieben der Region.
Wie die beiden Unternehmensvorstände Martin Drechsler und Tilmann Schneider weiter mitteilten, konnten Verluste, die durch die eingebrochene Wohnungsbaukonjunktur in Sachsen aufliefen, nicht länger durch Geschäftsausweitungen im Westen kompensiert werden. »Dazu hätten wir neben einem Teilforderungsverzicht unserer Hausbanken weiteres frisches Geld benötigt«, sagte Schneider.
Die letzte Verhandlungsrunde unter Moderation des bayerischen Wirtschaftsministeriums sei aber an der Verweigerung einer der beiden großen Hausbanken gescheitert. Dies habe die Eiwobau gestern wegen Überschuldung in die Insolvenz gezwungen, obwohl ein gemeinsam mit den Finanzpartnern erarbeitetes so genanntes Fortführungsgutachten von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft positiv testiert worden sei.
Jetzt muss der Nürnberger Rechtsanwalt Siegfried Beck als gerichtlich bestellter Gutachter klären, wie es mit der Eiwobau weitergehen kann. »Wir werden alles dazu beitragen, dass alle im Bau befindlichen Objekte geordnet zu Ende gebracht werden«, versicherte Drechsler den Bauherren.
Auf rund einem Dutzend Baustellen in und um Nürnberg sind derzeit rund 150 Wohneinheiten im Bau. Dazu gehört unter anderem das elf Hektar große »Village«-Areal des ehemaligen US-Hospitals an der Rothenburger Straße. Dort soll Wohnraum für 280 Familien entstehen. Es werde »kein Zerschlagen und Verhökern« des Unternehmens geben, sagte Drechsler, dessen Familie gemeinsam mit der Familie Altvater alle Aktien der Holding hält. Die Eiwobau hat nach eigenen Angaben in vier Jahrzehnten bundesweit rund 40 000 Wohnungen erstellt.