09.08.2005
Nürnberger Nachrichten
VON WOLFGANG MAYER
Über das Unternehmen war im November 2004 das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Verpflichtungen gegenüber rund 1800 Pensionisten hatten in der Bilanz eine Überschuldung ausgewiesen. Entsprechend einer Entscheidung des Gläubigerausschusses führt der Insolvenzverwalter Siegfried Beck nun »finale Vertragsverhandlungen« mit der Frankfurter Beteiligungsholding AG (FBH) als Finanzinvestor. Dabei gehe es nur noch um die »Feinheiten«, bestätigte Beck
»Der Verkaufsprozess verlief zäher als erwartet«, berichtete Beck. Anfangs gab es 53 Interessenten für den Betrieb, der auch nach der Insolvenz auf eine gute Auftragslage zurückgreifen konnte und Überschüsse erwirtschaftete. Drei Interessenten für den Messinstrumentehersteller blieben bei der Endauswahl übrig. Beck: »Die Entscheidung fiel auf die Frankfurter Beteiligungsholding AG, weil diese neben der Gesamtübernahme auch den deutlich besten Kaufpreis bot.«
Die im Frühjahr 2003 gegründete FBH bot an, alle Beschäftigten zu übernehmen. Ob und inwieweit Umstrukturierungen erforderlich seien, werde erst nach der Übernahme geprüft. Personalmaßnahmen seien nach einer Reorganisation nicht auszuschließen. Nach Informationen unserer Zeitung könnten bis zu 160 Stellen zur Disposition stehen. Nach den Gepflogenheiten von Finanzinvestoren wird eine solche Beteiligung anschließend gewinnbringend weiterveräußert. Die Finanzierung erfolgt über die Morgan Stanley Bank. Die FBH hatte unter anderem Ende 2003 den insolventen Heizsystemehersteller Fröling in Overath übernommen. Dieser meldete allerdings Mitte Mai 2005 zum zweiten Mal Insolvenz an.
Ungeachtet des Votums des Gläubigerausschusses zu Gunsten der FBH rumort es im Unternehmen weiter, und sorgen sich viele Mitarbeiter und die IG Metall um die Zukunft. Es bildeten sich »Fraktionen«, die die anderen zuletzt noch übrig gebliebenen Interessenten favorisierten. Das waren zum einen eine Berliner Investmentgesellschaft und zum anderen ein Konsortium aus der britischen Firma Megger und der Schweizer Azura AG beziehungsweise deren Mutterfirma - vertreten durch einen früheren Geschäftsführer von Gossen Metrawatt.
Megger - mit Sitz in Dover - hatte sich im Unterschied zur FBH als industrieller Partner angeboten. Für die Firma aus der gleichen Branche wäre ein Einstieg von Interesse, weil er ihr den Sprung auf den kontinentaleuropäischen Markt ermöglicht und Gossen Metrawatt vorhandene Vertriebskanäle bis Australien geöffnet hätte.
Zudem, so ein Vertreter gegenüber unserer Zeitung, hatte das Knowhow von der Universität Erlangen-Nürnberg gereizt. In Dover existieren dagegen keine Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. Allerdings hatte das Angebot von dieser Seite (bei dem der bisherige Schweizer Besitzer mit im Boot ist) von vornherein einen Personalabbau beziffert, so Beck.
Als Datum für den Übergang strebt Beck den 1. September an. Hauptgläubiger ist der Pensions-Sicherungs-Verein der deutschen Industrie, der die Verpflichtungen zu den Pensionen von Gossen Metrawatt übernahm.