13.10.2010
Nürnberger Nachrichten
Nürnberg - Nach den beiden Grundig-Türmen hat der Nürnberger Immobilienentwickler Gerd Schmelzer nun auch knapp die Hälfte des Grundig-Areals im Osten der Stadt gekauft. Dem Chef der Alpha-Gruppe schwebt in dem „Grundig Immobilienpark“ ein „alternativer Industrie- und Gewerbestandort“ mit Forschung und Entwicklung vor.
Gerd Schmelzer (Mi.) erläutert, was vom Grundig-Areal ihm gehört. Franz Hofbeck (re.) und Grundig-Insolvenzverwalter Siegfried Beck hören zu. Foto: Horst Linke
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit: Vor zwei Jahren kaufte Schmelzer dem Freistaat die zwei unwirtlichen Türme ab. In dem Übergangswohnheim brachte das Land einst Aussiedler unter, in Zukunft sollen in einem „Metropolhotel“ – vis-à-vis des früheren Reichsparteitagsgeländes und der NürnbergMesse – Manager und Touristen übernachten. „Der Kauf der Türme war bereits ein Bekenntnis zum Standort“, sagt der Immobilien-Mogul Schmelzer. Einen Vertrag mit einem Betreiber für die beiden Hotel-Türme hat er jedoch noch nicht.
Zum 1.Oktober übernahm der Unternehmer nun gut 18 von 44 Hektar Grundig-Areal, das an die Türme direkt angrenzt (unsere Zeitung berichtete bereits Mitte September über die Pläne). Über den Kaufpreis schweigen sich der Manager und Grundig-Insolvenzverwalter Siegfried Beck aus. Ein Millionendeal mit der GPV Grundstücks- und Pensionsverwaltungs GmbH & Co. KG, einer Grundig-Tochter, war es allemal. Denn mit der Verwaltung der Liegenschaften muss die GPV die Pensionsansprüche der früheren Grundig-Mitarbeiter sichern.
Das Grundig-Gelände: Die rot-weiß umrandeten Areale gehören der Alpha-Gruppe. Die schwarz gerahmten Flächen haben andere Eigentümer. Foto: Alpha
Beck ist froh, die Alpha-Gruppe als Käufer gefunden zu haben. „Gerd Schmelzer kommt aus der Region, und er hat die Kompetenz“, lobt der Anwalt den neuen Käufer. Es war, so der Insolvenzverwalter, „der letzte große Deal“ bei der Grundig-Abwicklung. Vor zehn Jahren ging der Traditionskonzern pleite, 2003 übernahm die Kanzlei Beck die Verwaltung.
Die Teilflächen, die nun den Besitzer gewechselt haben, umfassen vor allem das frühere Fernseh-Werk 16, das Werk 9 (Kunststoffspritzerei) und das einstige Forschungs- und Entwicklungszentrum (F&E) des Weltunternehmens. Das macht zusammen etwa 81000 Quadratmeter vermietbare Fläche, so Alpha-Geschäftsführer Franz Hofbeck. „Wir müssen das Areal strukturieren, entwickeln und Reserven heben“, meint Schmelzer. Es sollen auch noch kleinere Freiflächen bebaut werden. Über 40 Unternehmen, darunter einige Grundig-Nachfolgegesellschaften, sind bereits in den Immobilien untergebracht. Auf dem Areal befindet sich auch eine Kantine.
Etwa 15000 Quadratmeter sind noch frei; vor allem in dem ehemaligen Forschungszentrum. Daher möchte Schmelzer auch am liebsten wieder, dass hier F&E betrieben wird. Er fragt zum Beispiel, ob die Mittel des Freistaats aus dem Strukturprogramm für Nürnberg auch in den Kauf von Immobilien im Westen der Stadt gesteckt werden sollten, wo es doch schon Infrastruktur dafür gäbe. Ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Energie-Campus? Schmelzer: „Nürnberg hat die Forschungsflächen längst.“ Er meint natürlich bei ihm.
Auf jeden Fall hat die Alpha-Gruppe nun das komplette Quartiersmanagement, das vorher bereits für einen Teil der Flächen erfüllt wurde. Dazu gehört die Versorgung mit Energie, Wasser et cetera sowie die Führung der alten Grundig-Werkfeuerwehr und die Straßenpflege inklusive Winterdienst. Alpha übernimmt auch die letzten Alt-Grundig-Mitarbeiter, das sind etwa 30 Personen.
Die Alpha-Gruppe hat unter anderem das alte Triumph-Adler-Gelände und die Sebalder Höfe entwickelt, kümmert sich um den Augustinerhof oder das Areal an der Fürther Straße 111. Zum wiederholten Male kündigte Inhaber Gerd Schmelzer an, sich nun tatsächlich an kein neues Projekt mehr zu binden. Beck meinte daraufhin: „Ich hätte da noch etwas Interessantes für Sie.“