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Spinnerei Neuhof ist gerettet

27.10.2010
Frankenpost

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Von Joachim Dankbar

Hof - Die Zukunft der Spinnerei Neuhof ist gesichert: Eine Investorengruppe aus Nordrhein-Westfalen hat das insolvente Unternehmen erworben und wird es weiterführen. Dies gab Insolvenzverwalter Joachim Exner am Dienstag bekannt. Besonders erfreulich sei, dass 188 Arbeitsplätze erhalten bleiben, sagte Exner im Gespräch mit der Frankenpost. Eine Quote von 83 Prozent geretteten Arbeitsplätzen sei für ein Insolvenzverfahren ein weit überdurchschnittliches Ergebnis. Exner wörtlich: "Ich freue mich vor allem für die Belegschaft, die so hart um ihre Arbeitsplätze gekämpft hat."

Für die 39 ausgeschiedenen Mitarbeiter sei ein Sozialplan erstellt worden, "der auch ausbezahlt wird", sagte Exner. Er wies darauf hin, dass die Notwendigkeit zum Personalabbau schon länger festgestanden habe. In den letzten Monaten seien nur Pläne umgesetzt worden, die schon vor dem Insolvenzantrag bestanden hätten. Den entlassenen Mitarbeitern wurde zudem die Beschäftigung in einer Transfergesellschaft angeboten, die den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern soll.

Geldhahn zugedreht

Die Spinnerei Neuhof hatte im Februar dieses Jahres einen Insolvenz-Antrag stellen müssen, weil ihr die Eigentümerin, die "Neuhof Textil Holding AG", den Geldhahn zugedreht hatte. Obwohl die Firma nicht überschuldet war und nach Ansicht ihrer damaligen Geschäftsführer Roland Schulze und Friedrich Geißner genügend Aufträge vorhanden waren, wurde die Spinnerei Neuhof dadurch zahlungsunfähig. Dieter Laubmann, der Vorstand der Eigentümer-Holding, hatte im Februar unverblümt erklärt, dass die 1896 gegründete Spinnerei seit Jahren von Zuschüssen ihrer Eigentümer gelebt und "längst ihre Überlebensberechtigung eingebüßt" habe.

Umsatzsteigerungen

"Diese Aussage werde ich nicht kommentieren", sagte gestern Insolvenzverwalter Joachim Exner. Er sei auf eine überaus motivierte Belegschaft gestoßen, die fest entschlossen gewesen sei, ihren Betrieb am Leben zu erhalten. Dies zeigten auch die wirtschaftlichen Zahlen für die Zeit unter Insolvenzverwaltung. Seit dem Februar habe man das Umsatzvolumen um 20 bis 25 Prozent über Geschäftsplan hinaus steigern können. Dies zeige, so Exner, dass alle Kunden der Spinnerei die Treue gehalten hätten.

Aus dem Bereich der Kunden stammt auch Werner Kandel, der die Investorengruppe leitet, die "Die Spinnerei Neuhof GmbH & Co KG" - so der neue Firmenname - zum 1. November übernimmt. Der 60-Jährige ist leitender Angestellter bei C. Cramer & Co., nach eigenen Angaben einer der ältesten deutschen Industriewebereien. Das Unternehmen mit Sitz im westfälischen Landkreis Borken hat sich auf die Herstellung und den Vertrieb von qualitativ hochwertigen Industriegeweben spezialisiert. Kandel kündigte gestern an, dass er sich die Geschäftsleitung mit dem bisherigen Geschäftsführer Friedrich Geißner teilen wird. Er selbst werde seine Stelle bei C. Cramer behalten und künftig eine Woche pro Monat in Hof verbringen. Auch die weiteren drei Investoren stammten aus der Textilbranche, vorwiegend aus dem Raum Bonn.

Gemeinsam sei man sich einig, dass die Spinnerei Neuhof, eine der letzten deutschen Betriebe seiner Art, eine Zukunft habe, sagte Kandel gestern. Man wolle beweisen, "dass die Textilindustrie auch in Deutschland möglich ist". Allerdings müsse man sich entschieden an den Wünschen der Kunden ausrichten und bereit für Innovationen sein. Im Fall der Spinnerei Neuhof bedeute dies, dass sich das Unternehmern künftig noch mehr auf Garne für die Herstellung von Industrietextilien konzentrieren werde. Zu Industrietextilien gehören zum Beispiel Dämmstoffe, Hitzeschutzgewebe oder technische Gewebe in Arbeitskleidung. Sie gelten als Produkte mit ständig zunehmenden Verwendungszwecken.

Insolvenzverwalter Joachim Exner betonte, dass die Investorengruppe um Werner Kandel vor allem deshalb den Zuschlag erhalten habe, weil sie das überzeugendste Konzept für den Erhalt des Betriebs und seiner Arbeitsplätze vorgelegt habe. "Weiterentwicklung geht vor Abwicklung", sagte Exner. Hohen Einsatz für die Arbeitsplätze habe die Sparkasse Hochfranken gezeigt.

Zufriedenheit auch bei den Beschäftigten der Spinnerei Neuhof: "Die Belegschaft und der Betriebsrat freuen sich auf die Zusammenarbeit mit Herrn Kandel", erklärte gestern der Betriebsratsvorsitzende Randolph Oechslein. Von einem "guten Tag für den Textilstandort Hof" sprach der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner.