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Metz vor Neuanfang

28.04.2015
Nürnberger Nachrichten

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Mitarbeiter zwischen Hoffen und Bangen

ZIRNDORF - Zwischen Hoffen und Bangen - so beschrieben Insider gestern die Gefühle der Metz -Beschäftigten. Hoffen, weil mit den beiden Investoren die Chance zurückgekehrt ist, dass das 1938 von Paul Metz gegründete Unternehmen doch noch - wenn auch zweigeteilt - auf Dauer überleben kann. Und Bangen, weil noch nicht klar ist, was die Investoren mit dem ins Straucheln geratenen Zirndorfer Betrieb und seinen verbleibenden knapp 300 Mitarbeitern vorhaben. Bis spät am Abend saßen die Erwerber gestern noch zusammen, um letzte Unklarheiten zu besprechen. Dann konnte Insolvenzverwalter Joachim Exner beruhigt gemeinsam mit den beiden Investoren seine Unterschrift unter das dicke Vertragswerk setzen: Mission erfüllt, Unternehmen gerettet. Zwei Welten.

So ist zumindest der momentane Stand. Die Käufer könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Daum Electronic GmbH in Fürth ist ein international tätiger Hersteller von technischen Antriebslösungen, unter anderem für Elektrofahrräder. Das Unternehmen erzielte nach den letztverfügbaren Daten mit rund 100 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 20 Millionen Euro. Daum erwirbt unter anderem die Produktsparten Blitzgeräte und Kunststoff.

Erwerber der TV-Sparte ist der chinesische Elektronik-Konzern Skyworth. Er ist der marktführende TV-Hersteller in China und gehört darüber hinaus zu den international zehn führenden TV-Herstellern. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 37 000 Mitarbeiter. Die Strategie von Skyworth ist bisher unklar. In der Branche spekuliert man darüber, dass die Asiaten über die Metzwerke und deren Vertriebskanäle den Einstieg in den Endkundenbereich wagen und so den großen Konkurrenten wie Haier, Hisense oder LG mit offenem Visier, also unter Skyworth, entgegentreten wollen. Das Unternehmen war schon bisher Partner von Metz und hat die Zirndorfer seit gut eineinhalb Jahren mit Displays und Halbleitern beliefert. Die Erleichterung am Standort ist groß. "Wir sind natürlich froh, dass die Beschäftigten jetzt wieder eine Zukunft haben", kommentierte noch am Abend Klaus-Dieter Winnerlein, der 2. Bevollmächtigte der IG Metall in Fürth, die Einigung. Ziel sei es jetzt, mit beiden Investoren möglichst schnell einen Haustarifvertrag abzuschließen, der die finanzielle Situation der Beschäftigten gegenüber dem Sanierungstarifvertrag verbessere. Als schmerzlich bezeichnete es Winnerlein, dass noch einmal 87 Mitarbeiter gehen müssen. Zur rechten Zeit Die Lösung für Metz kam zur rechten Zeit. Der traditionsreiche TV-und Blitzgerätehersteller hatte in dem immer schwieriger werdenden Markt für  Unterhaltungselektronik nach jahrelangem Ringen ums Überleben am 19. November 2014 Insolvenzantrag gestellt. Und je länger so ein Verfahren dauert, desto schwieriger wird es, den Patienten am Leben zu erhalten.

Die Leidenszeit von Metz hatte dabei schon lange vor dem 19. November begonnen. Die Zirndorfer kamen einfach nicht mehr aus den roten Zahlen. Schon 2012 brach der Umsatz um zwölf Prozent ein, im Jahr darauf waren es sogar über 23 Prozent minus, die Erlöse rutschten auf rund 82 Millionen Euro ab. Kurzarbeit und ein einschneidender Stellenabbau von einstmals über 1000 am Standort Zirndorf auf nur noch knapp 550 Beschäftigte sind das Ergebnis einer tiefen Branchenkrise. Ob die Konzepte der beiden Investoren tragfähig sind und Metz auf Dauer am Leben erhalten können ist offen. Branchenkenner weisen darauf hin, dass es ohnehin schon ein Kraftakt für Metz war, solange durchzuhalten. Ein immer hektischerer Technologiewechsel und ein gnadenloser Preiskampf "machen die Branche zum Haifischbecken", sagen Kenner der Zustände in der längst von den Asiaten dominierten Unterhaltungselektronik. Noch in den 50er und 60er Jahren versuchten sich allein in Deutschland mehr als 70 Unternehmen in der Branche, darunter so klangvolle Namen wie Grundig, Nordmende, Saba oder auch Telefunken. Doch das ist vorbei. Neben Metz sind in Deutschland nur noch TechniSat und die bis vor kurzem selbst angeschlagene Loewe AG als TV-Gerätehersteller aktiv.