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Sendeschluss

21.11.2014
Die Welt

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Nach Loewe muss auch TV-Hersteller Metz Insolvenz anmelden. Findet der Traditionsbetrieb noch einen Investor?

Eine Party hat es nicht gegeben, dafür ein Versprechen. Als der traditionsreiche Fernsehhersteller Metz im vergangenen Jahr 75 Jahre alt wurde, da verzichtete man am Standort im fränkischen Zirndorf auf eine Feier. Doch Geschäftsführer Norbert Kotzbauer war trotz der Marktkrise zuversichtlich. "Der nächste runde Firmengeburtstag", sagte er zur damals 89 Jahre alten Eignerin Helene Metz, "wird der 100. sein."

Dass Kotzbauer sein Versprechen einlösen kann, daran darf man nun zweifeln. Der deutsche Elektronikkonzern sah sich gezwungen, beim Amtsgericht Fürth die Insolvenz zu beantragen. Die Pleite des Traditionsunternehmens markiert einen weiteren Punkt auf dem Abstieg der deutschen Unterhaltungselektronik. Einst noch waren deutsche Marken im Bau von Radios und auch Fernsehgeräten führend. Doch das ist Vergangenheit. Das Land, das mit der IFA in Berlin eine internationale Leistungsschau für die Branche veranstaltet, hat selbst kaum mehr etwas zu bieten.

Metz ist neben Loewe und TechniSat der letzte Hersteller, der seine TV-Geräte noch in Deutschland montiert. Andere Marken, etwa Saba, Grundig oder Nordmende, gibt es nicht mehr oder sie sind in ausländischer Hand. Dabei waren die Franken einst Pioniere in ihrer Branche. Einer der ersten Verkaufsschlager des 1938 gegründeten Unternehmens war das Babyphon, eine Kombination aus Rundfunkgerät und Plattenspieler mit Batteriebetrieb – wenn man so will der Ghettoblaster seiner Zeit. 1955 folgte mit dem Metz 702 der erste Fernseher des Unternehmens.

Das Unternehmen ist noch immer im Familienbesitz. Nach dem Tod des Firmengründers Paul Metz übernahm 1993 Ehefrau Helene die Führung des Konzerns. Die frühere Buchhalterin ist mittlerweile 90 Jahre alt. Noch immer kommt die Dame fast jeden Tag ins Büro. In Unternehmen, in denen die Frauen über die Kassen wachen, seien die Finanzen in Ordnung, pflegte die Dame zu sagen.

In der Tat waren die Finanzen des Unternehmens lange solide. Metz habe "in guten Zeiten Substanz aufgebaut", sagte vergangenes Jahr Geschäftsführer Kotzbauer noch der "Welt". Trotzdem waren in der Folge die Banken wegen einer überraschend schlechten Geschäftsentwicklung ungeduldig geworden. Metz einigte sich mit ihnen auf eine Neuordnung der Kredite. Bis Ende 2014, so der Plan, sollte Metz dann Fortschritte vorweisen.

Es deutet viel darauf hin, dass Metz diese Kreditbedingungen brach. Im operativen Geschäft lief es denkbar schlecht. Schon im vergangenen Jahr war der Umsatz von Metz um rund ein Viertel eingebrochen. "Die Branche ist in sehr rauer See unterwegs“, sagte Kotzbauer vor wenigen Wochen. "Wir sind da mitten drin, wir sind ja keine Insel der Glückseligen."

Zu hart ist der Wettkampf im globalen Markt für Fernsehgeräte, als dass ein deutscher Nischenspieler lange überleben könnte. In Asien werden schon seit acht Jahren mehr Bildschirme produziert, als für den Markt gesund sind. Die Panel-Herstellung ist extrem kapitalaufwendig, der Bau einer Fabrik lohnt sich nur für Millionenstückzahlen – deswegen liegt der Markt für LCD-Panels fest in der Hand weniger asiatischer Komponentenhersteller wie Sharp und Samsung. Von ihnen müssen die deutschen Hersteller ihre Bildschirme beziehen. Das ist teuer.

Die Abhängigkeit von den Zulieferern war auch Loewe zum Verhängnis geworden. Weil das Unternehmen einen klangvollen Markennamen hat, konnte das Unternehmen allerdings Investoren finden, die den Neuanfang finanzieren konnten. Als Schlüssel zur Sanierung gilt die Partnerschaft mit dem chinesischen Elektronikkonzern Hisense. Durch die Einkaufspartnerschaft kann Loewe das Preiskampfproblem zumindest mindern und bekommt Panels zu denselben günstigen Konditionen wie der chinesische Riese.

Ob das Metz auch gelingen kann? Metz fehlt bisher der starke asiatische Partner. Und der Markenname hat auch nicht den gleichen Klang wie die Edelmarke Loewe. Die Zirndorfer pflegten bislang das Image, etwas designfremde, dafür aber solide deutsche Wertarbeit zu liefern. Metz biete Premiumprodukte für eine Zielgruppe, für die Werte wie Sicherheit und Vertrauen noch etwas bedeuteten, sagte Kotzbauer vergangenes Jahr im Gespräch mit der „Welt“.

Nach einer Zukunftsstrategie klang das nicht. Der typische Kunde des Unternehmens bewegt sich auf das Rentenalter zu. Es sind Kunden, die ihre Geräte noch von ihrem Fachhändler anschließen lassen und deren größte Angst darin besteht, danach versehentlich die Einstellungen der Fernbedienung zu ändern.

Kotzbauer wollte das zuletzt ändern. Metz wollte sich zuletzt endlich auch ein modernes Design geben, rahmenlose Geräte mit größeren Bildschirmen produzieren, die man sonst immer abgelehnt hatte. Auch im Vertrieb wollte man mit Tabus brechen und Geräte auch über größere Elektronikketten vertreiben statt allein auf den von Inhabern geführten Fachhandel zu setzen.

Die gut 550 Mitarbeiter am Standort Zirndorf waren nicht mit allen Strategiewechseln einverstanden, doch sie zogen zuletzt mit. Zu Jahresbeginn hatten sie sich mit der Geschäftsführung auf einen Sanierungstarifvertrag geeinigt, der das Unternehmen entlasten sollte. Auf zehn Millionen Euro beziffert die IG Metall die Unterstützung, die die Mitarbeiter so gewährt hätten. Doch es reichte nicht.

Die Gewerkschaft ist nun aufgebracht. „Das haben wir so kommen sehen, dieses Geschäftsmodell konnte nicht mehr funktionieren“, sagte Klaus-Dieter Winnerlein, der zweite Bevollmächtigte der IG Metall. „Alle Vorschläge von uns, sich einen starken Partner zu suchen und in intelligente Nischenlösungen einzusteigen, wurde vom Geschäftsführer negiert.“ Viele Mitarbeiter fühlten sich schlecht behandelt. Immerhin wurden sie erst am Mittwochnachmittag über die Insolvenz informiert – einen Tag nachdem die Pleite längst in der Presse war.

Das Sagen bei der Metz-Werke GmbH & Co KG hat nun Insolvenzverwalter Joachim Exner. Der Rechtsanwalt aus der Kanzlei Beck & Partner hatte als Sachwalter bereits die Sanierung des Metz-Konkurrenten Loewe begleitet. Der bemühte sich um Vertrauen. "Der Fortführung des Geschäftsbetriebes und der Produktion und Auslieferung steht nichts im Wege", betonte ein Sprecher. Dies sei für Metz im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft besonders wichtig.

Der Insolvenzverwalter muss sich nicht nur um das Fernsehgeschäft von Metz kümmern, sondern auch um eine Sparte für Kunststoffverarbeitung sowie das Blitzlichtgeschäft, das nach Aussagen von Kotzbauer im vergangenen Jahr noch gut lief. Metz wird einen neuen Investor brauchen, soviel steht fest. Noch ist eine Zukunft für Metz möglich. Womöglich nach dem Vorbild von Loewe. Oder sogar im Verbund.

Benedikt Fuest
Andre Tauber